Die Zeitung «Freitag» bringt es durch ihr sarkastisches Titelbild auf den Punkt: Mit einem unangenehmen Lächeln, ganz in die vermeintliche Frauenfarbe Rosa getaucht, bringen uns die grossen Herren Rosen und Gewehre. Natürlich fehlen da noch einige aus der neuen weltweiten Milliardärs- und Kriegerriege.
Hauptsache Aufrüsten, scheint die Antwort auf alles zu sein. Doch das Machoverhalten beschränkt sich längst nicht nur auf Männer: Gerade aus Deutschland kommt das Exportgut der so genannten «feministischen Aussenpolitik», frei nach der Maxime: Schiessen statt verhandeln. Es ist zum Heulen und Zähneknirschen. Und ausgerechnet dass sich jetzt einige dieser unsympathischen Herren an den Tisch setzen, sich beleidigen, streiten und schliesslich neue Bündnisse schmieden, scheint nun die letzte Hoffnung auf Frieden zu sein.
Wo bleibt die zutiefst weibliche Perspektive? - also das, was Frauen seit Rosa Luxemburg in die Politik eingebracht haben: Frieden schaffen ohne Waffen, aufeinander zugehen, 1000 Schritte in den Mokassins des anderen gehen, und vor allem: Nie wieder Krieg!
Ich finde trotzdem auch Hoffnung, wenn ich in die Welt schaue. Zum Beispiel im Mut von Menschen wie Itamar Greenberg: Er ist ein junger Israeli, der für seine Kriegsdienstverweigerung 197 Tage im Gefängnis sass – die längste Gefängnisstrafe für einen Verweigerer seit zwei Jahrzehnten. Ich finde sie auch in Abdullah Öcalan, dem Kurdenführer, der vor einer Woche aus dem Gefängnis heraus die Kurden aufforderte, die Waffen niederzulegen und den bewaffneten Widerstand durch Gewaltfreiheit und den Aufbau echter demokratischer Strukturen zu ersetzen. Auch wenn er nach 25jähriger Einzelhaft sicher nicht so naiv ist, der Friedensabsicht von Erdogan und anderen türkischen Führern zu glauben – so bleibt er doch seiner Erkenntnis treu: Wirkliche Siege werden nur ohne Gewalt errungen.
Ich möchte mich am Frauentag mit allen verbinden – ob Männer oder Frauen – die sich so unbeirrt für Frieden und einen neuen Aufbruch einsetzen. Ich glaube, ihnen gehört die Zukunft.
Und ich möchte uns Frauen an unsere wahre Macht erinnern, die eben nicht darin liegt, im patriarchalen System noch patriarchaler zu agieren. Da ist meiner Meinung nach im Feminismus etwas gehörig missverstanden worden.
Die folgenden Gedanken (aus den 12 Thesen für eine neue Frauenbewegung von Sabine Lichtenfels) geben mir da eine bessere Orientierung:
Frauenmacht ist nicht gegen den Mann gerichtet und nicht gegen unsere Liebe zu den Männern, sie verlässt aber entschlossen diejenigen männlichen Strukturen, die zu der weltweiten Vernichtung des Lebens und der Liebe beigetragen haben.
Wenn Frauen sich auf ihre Kraft der Anteilnahme an allen Wesen, der Liebe und des Wissens besinnen, wenn sie die Männer nicht mehr bekämpfen, aber auch nicht imitieren, wenn sie untereinander eine tiefe Solidarität und Kooperation finden, dann kann eine machtvolle globale Frauenkraft entstehen.
Weil sie mich berührt haben, veröffentliche ich hier einige Zeilen aus einem einem spanischen Gedicht über das Weibliche Prinzip:
Man nennt mich das weibliche Prinzip, aber ich lebe in jeder Person…
obwohl man mich in der Geschichte mit der Frau in Verbindung gebracht hat.
Sie haben meinen Namen und meinen Status immer wieder verändert,
manchmal haben sie mich und manchmal sich selbst verraten, aber ich war immer, immer da.
Sie konnten mich nicht verschwinden lassen,
sie hätten es nicht tun können, ohne das Leben zu töten.
Ich bin der Mond, Gefährte der Sonne, und aus unserem Tanz entsteht das Leben.
Sie haben mich Göttin, Grosse Mutter genannt,
sie haben mich in eine Gemahlin, eine Tochter verwandelt…
Sie haben mich verehrt oder sie haben mich verleugnet …
aber ich war immer da, in jedem Menschen gegenwärtig. (...)
Und in Zeiten der Krise, wie wir sie heute erleben,
rufen mich viele Stimmen mit unterschiedlichen Namen an,
aber alle aus dem gleichen Bedürfnis heraus.
Ich bin der Schlüssel zu einem sicheren Zuhause für diejenigen, die in Gefahr sind.
Ich bin die Hüterin des gemeinsamen Hauses, ein Zuhause mit offenen Türen,
ein Zufluchtsort für alle, die sich in der Nacht verirrt haben, wenn der Sturm tobt.
Ich bin ein schützendes Feuer, das die Verzweifelten und Hoffnungslosen aufnimmt, beherbergt, ihnen zuhört und sie beschützt.
Ich bin die Schale, in der es nicht an Nahrung mangelt… eine Mutter, die all ihre Geschöpfe nährt.
Ich bin die Löwin, die ihren Körper zum Schutz und zur Rettung ihrer Kinder einsetzt.
Ich bin es, die diejenigen erlöst, die von Schuld verfolgt werden.
Diejenige, die nicht urteilt oder verurteilt … diejenige, die hilft, Fehler wieder gut zu machen.
Ich versorge die Wunden und mache die Körper und Seelen stärker. (...)
Ich bin in jeder einzelnen Absicht präsent, die ein neues Wir schaffen will.
Ich bin diejenige, die die Bedingungen für die Annäherung, die Begegnung, den Dialog und die Versöhnung zwischen den Menschen und Völkern schafft.
Ich bin letztlich die Bedingung, die Bewegung und die Ausdehnung, die die männliche Energie braucht, um – vereint – eine gewaltfreie Kultur entstehen zu lassen.
Eine Kultur, die eine Richtung wieder aufnimmt, die die Menschheit schon immer auf die Wege der Liebe und des Mitgefühls geführt hat.
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