Russland attackiert den Petrodollar

Die Rolle des Dollars als Weltreservewährung erleidet einen weiteren heftigen Rückschlag: Russland hat anfangs April angekündigt, seine Energieexporte nicht mehr in Dollar, sondern in Rubel und in den Währungen der jeweiligen Handelspartner zu verrechnen, wie Radio «Voice of Russia» berichtete. Die USA haben solche Massnahmen bis jetzt unzimperlich bekämpft: Irak, Libyen, Venezuela und der Iran haben die amerikanische Gegenwehr in voller Kraft zu spüren bekommen.

Warum ist der Dollar als Handelswährung für Erdöl für die USA so wichtig? 1944 erreichten die Amerikaner durch einen Verhandlungstrick in Bretton Woods, dass der Dollar dem Gold gleichgestellt wurde.  Dies erhöhte die Nachfrage nach Dollars enorm, was den USA eine rasch steigende Auslandverschuldung erlaubte. Als diese im Zug des Vietnamkriegs ein Niveau erreichte, das die Goldbindung des Dollars in Frage stellte, hob sie Präsident Nixon kurzerhand auf. Als Antwort auf die drohende Dollarkrise etablierte der US-Aussenminister Henry Kissinger in einem genialen Schachzug zusammen mit den Saudis den Dollar als alleinige Handelswährung für Erdöl. In der Folge erhöhten praktisch sämtliche Länder ihre Dollarreserven – Erdöl braucht man immer – und die USA konnten ihre Aussenhandelsschulden in schwindelerregende Höhen treiben.

Das Problem: Wenn die vielen Dollarbesitzer ihr Geld nicht mehr für Erdöl ausgeben wollen, sondern direkt von den USA eine adäquate Gegenleistung einfordern, ist ihre Zahlungsunfähigkeit nicht mehr zu umgehen. Deshalb sind sie bis jetzt mit aller Härte gegen alle vorgegangen, die das Kartell des Petrodollars zu brechen versuchten (Ausnahme Norwegen).

Der Schritt Russlands wird mit Sicherheit Turbulenzen auslösen. Russland ist der grösste Gasexporteur der Welt und die Nummer zwei beim Erdöl. Der russische Angriff auf den Petrodollar wird zwar als Antwort auf die westlichen Sanktionen im Zusammenhang mit der Krise in der Ukraine verstanden, geplant wurde er aber schon früher. Im Oktober 2013 schlug Igor Setschin, CEO von Rosneft am Weltenergiekongress in Korea eine internationale Energiebörse vor, an der mit regionalen Währungen gehandelt werden kann. Es könnte also auch gerade umgekehrt sein, dass die Krise in der Ukraine losgetreten wurde, um Russland in die Schranken zu weisen. Ob es dafür nicht schon zu spät ist, wird sich weisen. Russland hat bereits grosse Verträge mit China und Indien abgeschlossen oder steht kurz dafür. Zudem bringt es täglich 500’000 Fass iranisches Öl im Rahmen eines Tauschs Güter gegen Erdöl auf den Weltmarkt.

Die USA stecken in der Zwickmühle: Entweder sie versuchen ihr Dollar-Regime wie bisher mit Waffengewalt oder über Stellvertreterkonflikte durchzusetzen oder es kommt zu einem beschleunigten Zerfall der US-Währung. Wenn es nicht gelingt, dies in weiser Vorausschau abzuwickeln, wird der Fall hart sein. Auch für uns.

17. April 2014
von:

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Christoph Pfluger

Submitted by admin on Do, 07/13/2017 - 08:33

Christoph Pfluger ist seit 1992 der Herausgeber des Zeitpunkt. "Als Herausgeber einer Zeitschrift, deren Abobeitrag von den Leserinnen und Lesern frei bestimmt wird, erfahre ich täglich die Kraft der Selbstbestimmung. Und als Journalist, der visionären Projekten und mutigen Menschen nachspürt weiss ich: Es gibt viel mehr positive Kräfte im Land als uns die Massenmedien glauben lassen".

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