Wenn die Angst grösser ist als die Gefahr

«Der Absturz scheint von überall möglich», schreibt der Soziologe Heinz Bude in seinem Buch «Die Ausgeschlossenen». Sicherheit ist eine Illusion. Gerade in Zeiten einer Wirtschaftskrise steigt das Risiko eines sozialen Abstiegs, daneben steigt aber vor allem die Angst – wie Umfragen der Universität Hohenheim in Stuttgart zeigen. Die Kluft zwischen Arm und Reich indes, ist bereits vor der Finanzkrise gestiegen. Hauptsächlich Menschen ohne Berufsausbildung, Alleinerziehende und Migranten leben unter der Armutsgrenze. In den letzten Jahren sind jedoch vermehrt Familien aus der Mittelschicht abgestiegen. Bei Vielen beeinträchtigt die ungewohnte Armut das Wohlbefinden, nicht zuletzt wegen vermeintlichen Prestigeverlusten. Was können sie dagegen tun?

«Eine verängstigte Mittelschicht ist etwas anderes als Menschen in prekären Lebensverhältnissen», sagt Petra Böhnke vom «Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung». Wer wenig besitzt, hat auch weniger zu verlieren – erst der Fall beängstigt wirklich. Böhnke hat in Deutschland die Zufriedenheit wirtschaftlich armer Menschen untersucht. Die Meisten sind eher unzufrieden, doch einige drehen den Spiess um: Sie nehmen ihr Schicksal selber in die Hand, vertrauen in ihre Fähigkeiten, in die Zukunft und in Mitmenschen. Sie lassen sich nicht vom gesellschaftlichen Abstieg beeindrucken, lösen sich von den Fesseln übergrosser Leistungserwartungen. Ist es schlussendlich ein Urvertrauen, das uns vor einem tatsächlichen Absturz rettet?


Weitere Informationen:  http://www.psychologie-heute.de/themen_und_trends/heft0912.html
16. November 2009
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