«Wenn Konzerne den Protest managen»

Lobby-Kritiker laden zur Tagung am 26. September 2015 an die
Humboldt-Universität in Berlin

Großprojekte wie neue Tagebaue, Startbahnen oder Stromtrassen stoßen häufig auf heftigen Widerstand in der Zivilgesellschaft. Diese Proteste zu
ignorieren oder zu verhindern, funktioniert nicht mehr. Deshalb gehen
Investoren und beauftragte PR-Agenturen dazu über, Proteste einzukalkulieren
und zu managen. Dabei nutzen sie zunehmend selbst Aktionsformen sozialer
Bewegungen. Pro-Kampagnen wie «I love S21» und «Ja zu Fra» machen Stimmung
für den Bahnhofsbau in Stuttgart oder den Flughafenausbau in Frankfurt. Die
«Bürger für Technik» streitet für die Atomindustrie und der
Verein «Pro Lausitzer Braunkohle» tritt als «heimatverbundene
Bürgerbewegung» gegen «grüne Märchenerzähler» an.


Wie funktionieren PR-Kampagnen unter dem Deckmantel zivilgesellschaftlichen Engagements? Welche neuen Formen von Protest- und Akzeptanzmanagement gibt es? Welche Gegenstrategien sind erfolgreich? Darüber wollen LobbyControl, Robin Wood, Linke Medienakademie und klimaretter.info eine Debatte anstoßen. Sie laden daher gemeinsam für den 26. September zu einer Tagung an die Berliner Humboldt-Universität ein.


«Unternehmen, Lobbyisten und PR-Agenturen beobachten genau, wie die
Zivilgesellschaft arbeitet. Immer wenn Bürgerbewegungen an Einfluss
gewinnen, wird nach neuen Methoden gesucht, diesen Einfluss einzudämmen - so
etwa nach den Stuttgart-21-Protesten 2010. Es ist an der Zeit, sich
umgekehrt damit auseinanderzusetzen, wie Lobbyisten und PR-Leute Proteste
kontrollieren und Akzeptanz schaffen wollen», sagt Ulrich Müller,
geschäftsführender Vorstand von LobbyControl.


In über 30 Workshops und Vorträgen werden Methoden des Protestmanagements in verschiedenen gesellschaftlichen Konfliktzonen ausgeleuchtet. Der Umgang mit Stakeholder-Dialogen ist ebenso ein Thema wie das Ausforschen von Bewegungen durch Unternehmensspione.


Die Veranstalter haben ReferentInnen aus Bewegung, Wissenschaft,
Medien und Kommunikationsguerilla gewonnen und bringen selbst Erfahrungen aus jahrelangen Auseinandersetzungen mit starken Lobbys ein. Ihr Anliegen ist es, transparent zu machen, wenn sich Goliath als David in Szene setzt und wirkungsvoll dagegen zu halten. Deshalb werden sich insbesondere auch Projekte präsentieren, die erfolgreich für Transparenz sorgen und die Macht
der Konzern-Lobbys in Frage stellen.


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Mehr Informationen zur Tagung am 26. September: www.konzernprotest.de