Wo Menschen zu Wölfen werden
«Der Mensch ist des Menschen Wolf», schrieb der Philosoph Thomas Hobbes im 17. Jahrhundert. In Wirtschaftsunternehmen zerreissen sich die Menschen heute zwar nicht bis auf Fleisch und Blut, dafür aber bis auf Herz und Seele – und werden dafür auch noch mit Beförderungen belohnt, wie der renommierte amerikanische Management-Professor Robert Sutton im Buch «Der Chef-Faktor» beschreibt. «Angst und Schrecken wuchern nicht nur in den Finanzmärkten, sondern auch an den Arbeitsplätzen.» Der zinsbedingte Wachstumszwang und der knallharte Wettbewerb lassen den Menschen zum Wolf werden. Ärzte und Psychologen sind sich einig: Es gibt immer mehr Mobbing-Opfer. Ständige Schickanen machen krank und verpesten das Arbeitsklima – selbst wenn nur ein Mitarbeiter damit beginnt. In der Studie «Bad Is Stronger than Good» hat der Psychologe Roy Baumeister nämlich gezeigt, dass die Intrige einer einzelnen Person eine ganze Gruppe zerfressen kann.
Es ist nicht einfach, im Feindesland zu bestehen, gerade weil sich der Wolf meist nur im Schafspelz zeigt. Manche Unternehmen setzen externe Personalberater einzusetzen, um Mitarbeiter loszuwerden. Der Psychologe und Unternehmensberater Josef Kramer hat mehrere Fälle recherchiert. Da rief zum Beispiel ein Abteilungsleiter einer Grossbank bei einer Beratungsfirma an: «Können Sie auch Outplacement-Beratung machen? Ich habe einen Mitarbeiter, der das mal bräuchte.» Nicht einmal hier spielte er mit offenen Karten, denn in Wirklichkeit wollte er sagen: «Coachen Sie den Mitarbeiter dahin, dass er die Organisation ‹aus eigenen Stücken› und ohne Ansprüche verlässt!»
Wie überleben Menschen unter Wölfen? Sutton rät: «Regel Nummer eins: auf keinen Fall mit gleicher Münze heimzahlen!», denn sonst werden sie schliesslich selbst zu Wölfen. Er erzählt die Geschichte einer Managerin aus dem Silicon Valley, die von allen Seiten her schikaniert wurde. Sie erinnerte sich an den Tipp eines River-Rafting-Lehrers: «Wenn du aus dem Boot fällst, wehre dich nicht gegen Stromschnellen. Vertraue auf deine Schwimmweste und schwimme mit nach vorne gestreckten Beinen.» Sie sagte sich: «Die haben mich zwar aus dem Boot gestoßen, aber ich weiss, wie ich überlebe», und streckte ihre Beine unter dem Sitzungstisch aus. Bücher von Robert I. Sutton:Der Chef-Faktor. Hanser Fachbuchverlag, 2010, 272 S., Fr. 29.90/Euro 19,90 Der Arschloch-Faktor – vom geschickten Umgang mit Aufschneidern, Intriganten und Despoten in Unternehmen. Hanser Fachbuchverlag, 2006, 206 S. Fr. 14.50/Euro 7,95
Es ist nicht einfach, im Feindesland zu bestehen, gerade weil sich der Wolf meist nur im Schafspelz zeigt. Manche Unternehmen setzen externe Personalberater einzusetzen, um Mitarbeiter loszuwerden. Der Psychologe und Unternehmensberater Josef Kramer hat mehrere Fälle recherchiert. Da rief zum Beispiel ein Abteilungsleiter einer Grossbank bei einer Beratungsfirma an: «Können Sie auch Outplacement-Beratung machen? Ich habe einen Mitarbeiter, der das mal bräuchte.» Nicht einmal hier spielte er mit offenen Karten, denn in Wirklichkeit wollte er sagen: «Coachen Sie den Mitarbeiter dahin, dass er die Organisation ‹aus eigenen Stücken› und ohne Ansprüche verlässt!»
Wie überleben Menschen unter Wölfen? Sutton rät: «Regel Nummer eins: auf keinen Fall mit gleicher Münze heimzahlen!», denn sonst werden sie schliesslich selbst zu Wölfen. Er erzählt die Geschichte einer Managerin aus dem Silicon Valley, die von allen Seiten her schikaniert wurde. Sie erinnerte sich an den Tipp eines River-Rafting-Lehrers: «Wenn du aus dem Boot fällst, wehre dich nicht gegen Stromschnellen. Vertraue auf deine Schwimmweste und schwimme mit nach vorne gestreckten Beinen.» Sie sagte sich: «Die haben mich zwar aus dem Boot gestoßen, aber ich weiss, wie ich überlebe», und streckte ihre Beine unter dem Sitzungstisch aus. Bücher von Robert I. Sutton:Der Chef-Faktor. Hanser Fachbuchverlag, 2010, 272 S., Fr. 29.90/Euro 19,90 Der Arschloch-Faktor – vom geschickten Umgang mit Aufschneidern, Intriganten und Despoten in Unternehmen. Hanser Fachbuchverlag, 2006, 206 S. Fr. 14.50/Euro 7,95
27. Dezember 2010
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