Zehn Jahre Männerzeitung

und immer noch auf der Suche nach dem neuen Mann

Die Männerzeitung begeht ein «Jubeljahr». Zehn Jahre gibt es sie nun schon, die Männerzeitung, hervorgegangen aus männer.be, der Zeitung von bewegten Männern aus Bern. So lange und erfolgreich eine Gender-Zeitschrift herauszugeben, das ist eine Leistung, die die Männer ausnahmsweise besser geschafft haben als die Frauen – immerhin erschien die letzte Nummer der Fraz, der Frauen-Zeitung vor rund einem Jahr. Und ein substantieller Anteil der 4000 Abonnenten sind gemäss Auskunft von Chefredaktor Ivo Knill Frauen, die das Heft zudem gerne an ihre Männer verschenken. 
Wer die aktuelle Ausgabe der Männerzeitung mit dem Schwerpunktthema «der neue Mann» liest, spürt recht schnell, dass sich der neue Mann nicht aus sich heraus selbst bestimmen kann. Die Gesellschaft, und damit auch die Frauen, müssen den neuen Mann wollen. Was man unter dem neuen Mann verstehen darf, sagt Ivo Knill im nachfolgenden Text, dem Editorial der neusten Männerzeitung

Wir gratulieren der Männerzeitung zum Jubiläum und wünschen ihr viele Leserinnen und Leser: www.maennerzeitung.ch


Christoph Pfluger



Wo ist er denn, der neue Mann?

Ivo Knill, Chefredaktor der Männerzeitung

Der neue Mann, das ist einer, der selbstbestimmt, partnerschaftlich, frei und verantwortungsvoll lebt. Neue Männer wollen Frauen auf Augenhöhe und Sex mit Lust. Sie wollen Kinder nicht nur haben, sondern auch erleben. Sie wollen in der Arbeit aufgehen, aber nicht untergehen. Die Sorge für sich und die Sorge für andere gibt ihrem Leben Sinn und Gehalt. Sie nehmen ihr Leben ernst und vergessen darüber das Spiel nicht.
Wo ist der neue Mann zu finden? Ist er die Ausnahme, auf die wir noch lange warten? Einerseits ja: Nur fünf von hundert Vätern können sich dank Teilzeitarbeit mehr Zeit für ihre Kinder nehmen, wenn diese klein sind. Der neue Mann lebt im Zeitalter der Emanzipation, aber er lebt noch weitgehend dasselbe Ernährermodell wie sein Vater. Anderseits zeigen aktuelle Studien und Umfragen, dass der neue Mann mental schon längst die Regel und nicht die Ausnahme ist: Die überwiegende Mehrheit der Männer strebt einen gleichberechtigten und partnerschaftlichen Lebensentwurf an. Sie und ihre Partnerinnen scheitern nicht an einer überholten Denkweise, sondern an einer rückständigen Familienpolitik. Wenn die Rolle der Männer neu werden soll, braucht es neue gesellschaftliche Rahmenbedingungen: Teilzeitarbeit, Steuerentlastung, Elternschaftsurlaub. Der neue Mann ist ein Programm, das noch weit von seiner Erfüllung entfernt ist.
Vorderhand wursteln wir mit neuen Ideen in alten Strukturen. Das sollte uns nicht daran hindern, die Augen fürs Wesentliche offen zu halten. Wir finden den neuen Mann als Vater, der vor der Arbeit die Tochter zur Krippe bringt. Wir finden ihn als Chef, der Verantwortung für seine Mitarbeiter als Menschen wahrnimmt. Wir finden ihn als Spenglermeister, der einem schwierigen jungen Mann auf die Schiene hilft. Er ist der Arbeitskollege, der lange Jahre seine an Krebs erkrankte Frau begleitet, der sorgt, pflegt und begleitet. Er ist der Freund, der zwischen Frauengeschichten, Ausschweifungen und wachen Momenten den Weg sucht. Der neue Mann liegt nur ein, zwei Schritte weit vom alten entfernt: Ein Schritt der Neugierde, ein Schritt ins Jetzt, ein Schritt ins Vertrauen. Und vielleicht auch ein Schritt der Versöhnung mit dem, was an ihm noch alt ist – das kann ja auch ganz bewährt sein.
Diese Nummer zeigt dreierlei: Skizzenblätter männlicher Lebensentwürfe, die statistische Untersuchung zum neuen Mann und die grossen und kleinen Initiativen der Solidarität, mit denen Männer unterwegs sind.
10. März 2010
von:

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Christoph Pfluger

Submitted by admin on Do, 07/13/2017 - 08:33

Christoph Pfluger ist seit 1992 der Herausgeber des Zeitpunkt. "Als Herausgeber einer Zeitschrift, deren Abobeitrag von den Leserinnen und Lesern frei bestimmt wird, erfahre ich täglich die Kraft der Selbstbestimmung. Und als Journalist, der visionären Projekten und mutigen Menschen nachspürt weiss ich: Es gibt viel mehr positive Kräfte im Land als uns die Massenmedien glauben lassen".

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