Zu Unrecht tabuisiert: Cholesterin

Die freundlichen Seiten eines kulinarischen Sündenbocks

Irgendwas stimmt auf unseren Tellern nicht mehr. Wir haben eine ganze Reihe von Krankheiten, die es vor ein paar Jahrzehnten noch gar nicht gab. Und die fordern inzwischen Millionen von Menschenleben.
Die menschliche Logik fordert daher einen Schuldigen, und das hat die moderne Medizin bestens geschafft. Eines der Feindbilder ist seit vielen Jahren das böse Cholesterin, der Sündenbock für unsere Ernährungsfehler. 1984 warnte das «Time»-Magazin mit einer Fratze aus Speck und Spiegeleiern vor dem Bösewicht Cholesterin – 30 Jahre später das Eingeständnis des Irrtums mit einer Titelgeschichte über die Butter. Seit 30 Jahren werden Cholesterin und die gesättigten Fette gnadenlos bekämpft, vorzugsweise mit Medikamenten – samt allen möglichen Nebenwirkungen.


Man kann den Cholesterinspiegel auch ganz natürlich senken, mit vollwertiger mediterraner Ernährung, regelmässiger Bewegung und reichlich Wasser.
Wie sich dies auf die Mortalität und die Herz-Kreislauf-Erkrankungen auswirkt, ist allerdings kaum erforscht. Noch fehlt es an ernährungswissenschaftlichen Studien – an denen die Wissenschaft auch nicht wirklich interessiert ist. Trotzdem ist nach meiner Ansicht die medikamentöse Senkung des Cholesterinspiegels kritisch zu hinterfragen.


Immerhin ist Cholesterin auch eine lebenswichtige Substanz, die unser Körper sogar selber herstellt. Unser Gehirn besteht zu zehn Prozent aus dieser chemischen Verbindung, und ohne Cholesterin gibt es keine fortpflanzungsrelvanten Hormone!
Kritische Stimmen warnen dagegen schon lange vor Statinen. Sie werden durch ein Übermass an Kohlenhydraten und Omega-6-Fettsäuren gefördert und begünstigen chronische Entzündungen. Zudem tragen sie zur Entstehung von Impotenz bei, was die Pharma doppelt freut.


Was ist nun aber sinnvoll in dieser ganzen Diskussion? Ich rate zuerst zu einer  gesunden, möglichst vollwertigen Ernährung mit nicht zu vielen tierischen Produkten, aber nicht wegen des Cholesterins, sondern vielmehr aus ökologischen Gründen. Mehr Gemüse und Obst und, wenn Kohlenhydrate, dann vollwertige und in geringen Mengen. Für die Zubereitung sollte man ein gutes, hochwertiges Fett, z. B. Kokosöl oder ein Olivenöl Extra Vergine, verwenden. Auch Leinöl ist sehr zu empfehlen, da es Entzündungen vorbeugt!


Das Motto: Essen wie im Mittelmeeraum mit reichlich Antioxidanzien. Dazu gehört auch das Glas Rotwein, der Fisch, das gute Olivenöl – und Dolce far niente, denn auch Stress scheint den  Cholesterinspiegel zu erhöhen.
Aber mit Siesta und gesunder Mittelmeerernährung lässt sich kaum Geld verdienen, mit der Angst vor dem Herzinfarkt und der lebenslangen Einnahme von teuren Medikamenten aber sehr wohl.


Wie sagte damals einer meiner grossen Vorbilder und Lehrer, Dr. Max Otto Bruker: Essen Sie nichts, wofür Werbung gemacht wird!


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Erica Bänziger, dipl. Ernährungsberaterin und Kochbuchautorin. Ab 17. März geht es wieder jeden Dienstag in Verscio und Umgebung auf Wildkräutertour – essbare Wildkräuter kennenlernen, mit kleinem Picknick. Anmeldung und weitere Details unter www.ericabänziger.ch

Buchtipp:
Pierre Weill: «Sind wir morgen alle dick? 40 Jahre Ernährungslügen – 10 Kilo Übergewicht.» Systemed Verlag, 2009. Fr. 26.90.




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Mehr zu diesen Thema finden Sie im Heft 136 «Berichte aus der Tabuzone»


Es gibt Dinge, über die spreche ich nicht einmal mit mir selbst. Konrad Adenauer



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