Auch das noch
Als ob das mühselige Impfen nicht schon gereicht hätte. Nein, ich werde bei meiner zweiten Dosis zudem falsch verstanden – was mich schliesslich irgendwo anders hinführt. Kolumne.
Anfangs Juni begab ich mich zum kantonalen Impfzentrum, um mir die zweite Corona-Impfung verabreichen zu lassen. Es war der erste warme Sommertag des Jahres, und dementsprechend sommerlich war mein Tenue. Ich trug ein T-Shirt, kurze Hosen und war zum ersten Mal ohne Socken in meinen Sommersandalen unterwegs. Noch konnte ich nicht ahnen, dass mir genau diese Bekleidung zum Verhängnis werden würde.
Wie von der ersten Impfung gewohnt, betrat ich das Impfzentrum und liess mir nach der obligaten Wartezeit die zweite Impfdosis injizieren. Der Anweisung, mich danach noch 15 Minuten im sogenannten Beobachtungsbereich hinzusetzen, kam ich widerwillig nach. Weder auf die erste Corona-Impfdosis noch auf sonst eine Impfung hatte ich je allergisch reagiert. Gelangweilt auf einem Stuhl sitzend, sass ich die endlos scheinenden 15 Minuten ab.
Mein Malheur begann, als ich das Impfzentrum verliess. Ich war noch keine zwanzig Schritte weit gegangen, da verspürte ich im rechten Fuss einen stechenden Schmerz, der mich aufjaulen liess. Eine Wespe hatte mich in den Fuss gestochen. Instinktiv liess ich mich zu Boden fallen, um die Einstichstelle zu untersuchen. Dabei sass ich auf weitere Wespen, die mich munter in den Hintern und in die Oberschenkel stachen. Ich schrie, was das Zeugs hielt.
Ein in der Nähe stehender Security-Mitarbeiter rannte ins Gebäude, um Hilfe zu holen. Wenig später war ich von zig ÄrztInnen und PflegerInnen umrundet. «Siehst du diese Pusteln, schwer allergische Impfreaktion», schrien sie höchst aufgeregt. Ich wollte sie gerade informieren, dass es sich bei den Pusteln weder um eine allergische Reaktion auf die Impfung noch auf eine allergische Reaktion auf Wespen handelte. Sondern nur um Wespenstiche, die einen gewissen Schmerz verursachten, der mich zum Schreien brachte. Weiter wollte ich sagen, dass es mir gut ging und dass es mir noch besser ginge, wenn sie jetzt alle verschwinden würden.
Doch bevor ich überhaupt zu Wort kam, rammten sie mir in der Überzeugung, ich hätte allergisch auf die Impfung reagiert, eine Spritze in den Unterarm. Ich wurde, wie in solchen Fällen üblich, in ein künstliches Koma versetzt und drei Wochen auf der Intensivstation des Unispitals künstlich ernährt. Als sie mich endlich aufweckten, war es mir echt zu blöde, dem Spitalpersonal den Sachverhalt mit den Wespen zu erklären. Immerhin hatten sie sich ja wahnsinnig Mühe gegeben. Und so einen Einsatz, gilt es zu respektieren.
von:
Über
Anton Brüschweiler
Anton Brüschweiler ist Musiker, Veranstalter von Anlässen mit Geheimtipp-Potenzial in der Chäsi Gysenstein und Autor des Buches «Das AntWort – die Wahrheit des Absurden», eine Sammlung von lebensrettenden Weisheiten in einer verrückten Welt.
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