Auf dem Weg zur Rebellion
Eine Mehrheit der jungen Menschen Europas zwischen 18 und 34 Jahren würde an einem Aufstand gegen die Regierung teilnehmen. Dies ist das Resultat einer gross angelegten Umfrage mit dem Titel «Generation What», die öffentliche Medienanstalten in 13 Ländern durchführten. Mit 67 Prozent ist die Bereitschaft zur Rebellion in Griechenland am grössten, mit 33 Prozent in den Niederlanden am geringsten. Die jungen Schweizerinnen und Schweiz liegen mit immerhin 44 Prozent im unteren Mittelfeld.
Die Detailauswertung (hier download) zeigt, dass es vor allem wirtschaftliche Aspekte sind, die den Wunsch auf radikalen Wandel befeuert. In der Schweiz denken 96 % der jungen Menschen in der Westschweiz, dass Geld eine zu grosse Rolle spielt und der dominierende Faktor in der heutigen Welt ist (89,4%). Die Antworten sind oft nicht leicht zu interpretieren. Die Frage, ob sie ohne Mobiltelefon, bzw. ohne Internet glücklich sein könnten, bejahen 86,3 bzw. 59 %. Vielleicht ahnen sie, dass ein bisschen Befreiung von der totalen Vernetzung gut tun würde.
Erstaunlich ist auch, dass die Wirtschaftskrise in der reichen Schweiz stärker auf die Stimmung drückt als im europäischen Durchschnitt. Prüfungsangst ist ebenfalls ein Faktor, der in der Schweiz den Optimismus überdurchschnittlich stark beeinträchtigt.
Die Umfragen wurde im Herbst des vergangenen Jahres durchgeführt. Und es stellt sich die Frage, ob die Wahlen in den Niederlanden und in Frankreich, wo der befürchtete Rechtsrutsch ausgeblieben ist, die Bereitschaft zur Rebellion besänftigt hat. Angesichts der unveränderten wirtschaftlichen Grosswetterlage muss man davon ausgehen, dass die Unzufriedenheit bleibt, auch wenn sie sich an den Urnen nicht in entscheidendem Mass niederschlägt.
Diese Grosswetterlage hat Jeremy Grantham von der Investmentberatungsfirma GMO analysiert und ist zu erstaunlichen Ergebnissen gekommen (Qarterly Newsletter, ab Seite 9). Er stellt fest, dass sich die Profitmargen der Konzerne in den letzten 20 Jahren dauerhaft um 30 Prozent erhöht haben. Das ist erheblich und bedeutet eine enorme Abschöpfung zulasten der Konsumenten und Arbeitnehmer und eine Verschiebung von den kleinen zu den grossen Unternehmen. Zwei Gründe für diese Entwicklung stehen für Grantham im Vordergrund:
• Die Globalisierung und die damit verbundene Stärkung der Marken
• Tiefe Zinsen und Erhöhung der Verschuldung – grosse Konzerne haben leichteren Zugang zu Krediten als kleinere Unternehmen.
Mit einem Zins- und Verschuldungsniveau, wie es vor 1997 üblich war, würden die Margen um 80 Prozent sinken, hat Grantham ausgerechnet.
Zu den Folgen der gestiegenen Konzernmacht nimmt Grantham kein Blatt vor den Mund: politische Einflussnahme, Regulierungen zum Vorteil der Konzerne, sinkender Produktivitätszuwachs, Hindernisse für neue Mitbewerber, Druck auf Löhne und Gewerkschaften.
Dies sind auch die Faktoren, die den Menschen der unteren und mittleren Schichten das Leben schwer machen. Wenn sich daran nichts ändert, wird sich die Bereitschaft zum Aufstand nicht ändern. Sie kann vielleicht durch Wahlversprechen temporär gemildert werden, wird aber später mit erhöhter Kraft zurückkehren.
Die Detailauswertung (hier download) zeigt, dass es vor allem wirtschaftliche Aspekte sind, die den Wunsch auf radikalen Wandel befeuert. In der Schweiz denken 96 % der jungen Menschen in der Westschweiz, dass Geld eine zu grosse Rolle spielt und der dominierende Faktor in der heutigen Welt ist (89,4%). Die Antworten sind oft nicht leicht zu interpretieren. Die Frage, ob sie ohne Mobiltelefon, bzw. ohne Internet glücklich sein könnten, bejahen 86,3 bzw. 59 %. Vielleicht ahnen sie, dass ein bisschen Befreiung von der totalen Vernetzung gut tun würde.
Erstaunlich ist auch, dass die Wirtschaftskrise in der reichen Schweiz stärker auf die Stimmung drückt als im europäischen Durchschnitt. Prüfungsangst ist ebenfalls ein Faktor, der in der Schweiz den Optimismus überdurchschnittlich stark beeinträchtigt.
Die Umfragen wurde im Herbst des vergangenen Jahres durchgeführt. Und es stellt sich die Frage, ob die Wahlen in den Niederlanden und in Frankreich, wo der befürchtete Rechtsrutsch ausgeblieben ist, die Bereitschaft zur Rebellion besänftigt hat. Angesichts der unveränderten wirtschaftlichen Grosswetterlage muss man davon ausgehen, dass die Unzufriedenheit bleibt, auch wenn sie sich an den Urnen nicht in entscheidendem Mass niederschlägt.
Diese Grosswetterlage hat Jeremy Grantham von der Investmentberatungsfirma GMO analysiert und ist zu erstaunlichen Ergebnissen gekommen (Qarterly Newsletter, ab Seite 9). Er stellt fest, dass sich die Profitmargen der Konzerne in den letzten 20 Jahren dauerhaft um 30 Prozent erhöht haben. Das ist erheblich und bedeutet eine enorme Abschöpfung zulasten der Konsumenten und Arbeitnehmer und eine Verschiebung von den kleinen zu den grossen Unternehmen. Zwei Gründe für diese Entwicklung stehen für Grantham im Vordergrund:
• Die Globalisierung und die damit verbundene Stärkung der Marken
• Tiefe Zinsen und Erhöhung der Verschuldung – grosse Konzerne haben leichteren Zugang zu Krediten als kleinere Unternehmen.
Mit einem Zins- und Verschuldungsniveau, wie es vor 1997 üblich war, würden die Margen um 80 Prozent sinken, hat Grantham ausgerechnet.
Zu den Folgen der gestiegenen Konzernmacht nimmt Grantham kein Blatt vor den Mund: politische Einflussnahme, Regulierungen zum Vorteil der Konzerne, sinkender Produktivitätszuwachs, Hindernisse für neue Mitbewerber, Druck auf Löhne und Gewerkschaften.
Dies sind auch die Faktoren, die den Menschen der unteren und mittleren Schichten das Leben schwer machen. Wenn sich daran nichts ändert, wird sich die Bereitschaft zum Aufstand nicht ändern. Sie kann vielleicht durch Wahlversprechen temporär gemildert werden, wird aber später mit erhöhter Kraft zurückkehren.
08. Mai 2017
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Christoph Pfluger
Christoph Pfluger ist seit 1992 der Herausgeber des Zeitpunkt. "Als Herausgeber einer Zeitschrift, deren Abobeitrag von den Leserinnen und Lesern frei bestimmt wird, erfahre ich täglich die Kraft der Selbstbestimmung. Und als Journalist, der visionären Projekten und mutigen Menschen nachspürt weiss ich: Es gibt viel mehr positive Kräfte im Land als uns die Massenmedien glauben lassen".
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