Auf unserem Teller liegt die Entwicklung der Welt

Wenn nicht bekannt ist, woher das Essen auf unseren Tellern kommt, ist es schwieriger, an die Macht der Konsumenten zu appellieren. Darauf weist der Ökonom und Publizist Sebastian Bohrn Mena in seinem morgen erscheinenden Buch «Besser essen – Wie wir über unseren Teller die Welt gestalten» hin.

(Foto: Danielle McInnes / unsplash.com)

Auf unseren Tellern liegen viele Probleme: Das unbewusste Konsumieren einer Wegwerfgesellschaft zieht Kosten nach sich, die Schäden an Tieren, Umwelt und Klima, den Niedergang der kleinbäuerlichen heimischen Landwirtschaft und die Verödung ländlicher Gebiete umfassen. „Wenn wir im Restaurant ein Steak unbekannter Herkunft essen, essen wir auch den brandgerodeten Regenwald, das genmanipulierte Kraftfutter und das Leid der Tiere“, formuliert Sebastian Bohrn Mena und macht damit die Zusammenhänge sichtbar.

Wir alle zahlen diese Schäden direkt mit unseren Steuergeldern und indirekt mit dem Verlust an Lebensqualität. Die Rechnung, dass billig automatisch schlecht und teuer immer gut ist, ist zu einfach – das gilt auch bei unserem Essen. Durch den Erwerb teurer Lebensmittel oder Gütezeichen kaufen wir uns mehr ein gutes Gewissen, als zur Nachhaltigkeit beizutragen; zurück bleibt ein gewaltiger Schuldenberg, den andere abtragen müssen.

Auf unseren Tellern liegen auch Lösungen. Für den Profit weniger zahlen viele Menschen, Tiere und die Umwelt. Alles wird dem unbegrenzten Wirtschaftswachstum untergeordnet. Wenn wir noch länger die Augen vor dieser ungerechten Kostenaufteilung verschließen, wird die Last für unsere Nachkommen umso größer – doch wenn wir den Mut aufbringen, hinzusehen, können wir jetzt etwas dagegen unternehmen. Bohrn Mena appelliert an unsere Solidarität und macht klar: Als Individuum und im Kollektiv haben wir Macht, zu verändern und zu gestalten.

Unsere Ernährung können wir in einer globalisierten und digitalisierten Welt unmittelbar steuern und entscheiden damit mit über die Entwicklung der Welt. Transparenz über Herkunft und Geschichte der Waren befähigt uns als mündige Konsumenten bewusste Kaufentscheidungen treffen. Mit vielen kleinen bewussten Handlungen können wir einen Beitrag zu einer anderen Welt leisten. Denn menschengemachte Probleme können vom Menschen gestoppt werden.

 

Sebastian Bohrn Mena: Besser essen – wie wir über unseren Teller die Welt gestalten. Goldegg-Verlag, 2020. 210. S. 22,00 €

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Dr. Sebastian Bohrn Mena, 1985 in Wien geboren, ist chilenisch-österreichischer Ökonom und Publizist. Seit Jahren engagiert er sich ehrenamtlich im Bereich der Menschenrechte, des Naturschutzes und Tierwohls und forciert in seinem Wirken das Bewusstsein für ökologisch-solidarische Zusammenhänge. Für seine Leistungen wird er mit der „Albert Schweitzer Medaille für humanitäre Verdienste” ausgezeichnet.