Chapeau für Tulsi Gabbard
Eine Frau des Friedens für das Weisse Haus.
So klar gegen den Krieg hat sich seit 70 Jahren kein US-Präsidentschaftskandidat mehr ausgesprochen, wie Tulsi Gabbard. Die 38-jährige Kongressabgeordnete aus Hawaii ist Berufssoldatin im Rang eines Mayors, war zweimal im Einsatz im Nahen Osten und weiss, wovon sie spricht. Und ihre Gegner wissen, wen sie vor sich haben.
Kaum hatte sie ihre Kandidatur im Januar bekannt gegeben, ging die Nachricht durch die Medien, sie wäre die Favoritin des Kremls. Die Aktivitäten im Internet deuteten auf eine Unterstützung Russlands hin, sagten Experten von «New Knowledge». Dieselbe Firma wurde sechs Wochen zuvor dabei erwischt, mit fiktiven russischen Hackerangriffen eine Senatswahl in Alabama beeinflusst zu haben. Sie bastelt russische Trolls und belastet damit Kandidaten, die das Establishment gefährden. Dieselbe Firma betreut zudem mit «Hamilton 68» eine Art Monitor für russische Internet-Aktivitäten zur Beeinflussung der Politik, der von den Mainstream-Medien fleissig zitiert wird. Ein perpetuum mobile zur Produktion von Fake.
Tulsi Gabbard, hinduistisch erzogen, ist explizit gegen US-Kriege für Regime Change, die das Leid nur vermehrten und viel kosteten. Die Billionen will sie lieber für die medizinische Versorgung, für Bildung und für Jobs einsetzen – traditionelle Anliegen der Demokraten. Sie will soldatische Werte – Respekt, Mut und Dienstbereitschaft – wieder in die Politik einführen. Und sie hält die Liebe für die grösste Kraft des Universums. Bei ihrer Wahl ins Repräsentantenhaus 2012 wurde sie als neuer Star der Demokraten gefeiert. Jetzt bekommt sie die volle Kraft des Apparats zu spüren. Dass sie mit Bashar al Assad gesprochen hat, wird ihr angekreidet, dass sie Bernie Sanders unterstützt hat und dass der rechtskonservative Steve Bannon sie gut findet natürlich auch. Ob die Zeit für eine Frau des Friedens im Weissen Haus gekommen ist, werden wir Ende des kommenden Jahres wissen. Tulsi Gabbard weiss wenigstens, dass der Krieg gegen den Krieg nur mit Liebe zu gewinnen ist.
von:
Über
Christoph Pfluger
Christoph Pfluger ist seit 1992 der Herausgeber des Zeitpunkt. "Als Herausgeber einer Zeitschrift, deren Abobeitrag von den Leserinnen und Lesern frei bestimmt wird, erfahre ich täglich die Kraft der Selbstbestimmung. Und als Journalist, der visionären Projekten und mutigen Menschen nachspürt weiss ich: Es gibt viel mehr positive Kräfte im Land als uns die Massenmedien glauben lassen".
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