Chapeau! an Laura Grazioli: Im wahrsten Sinn gecancelt
Wegen ihres Einsatzes für die Souveränitätsinitiative streichen die Parteichefs die grüne Landrätin (BL) von der Nationalratsliste. Wir ziehen unseren Hut vor Laura Grazioli.
Es war wie ein Paukenschlag, als die grüne Sissacher Landrätin Laura Grazioli (37) im April dieses Jahrs verkündete, dem Komitee der Souveränitätsinitiative beizutreten. Nicht nur der national bekannte Corona-Massnahmenkritiker und Initiator Nicolas Rimoldi war der grünen Kantonalpartei Baselland (BL) ein Dorn im Auge.
Auch das Ziel des Volksbegehrens passt den Grünen nicht. Die Souveränitätsinitiative stemmt sich dagegen, dass internationale Organisationen einfach so, ohne Einwilligung des Stimmvolkes, Schweizer Recht aushebeln können. Anstoss zum Verfassen der Initiative gab der drohende Pandemievertrag mit der Weltgesundheitsorganisation WHO. Tritt der in Kraft, kann die WHO bestimmen, was im Fall einer nächsten Pandemie in der Schweiz läuft. Oder nicht läuft.
Meine Haltungen sind für viele Menschen wichtig.
Ihr öffentliches Bekenntnis zur Souveränitätsinitiave hatte einschneidende Folgen für die Absolventin der Elite-Wirtschaftsuniversität Hochschule St. Gallen (HSG) und praktizierende Biobäuerin Laura Grazioli: Sie verlor ihren Platz auf der Nationalratsliste der Grünen für die Wahlen Ende Oktober dieses Jahres.
Nein. Sie fühle sich nicht an sich in der falschen Partei. Anhand der Reaktionen auf ihre mutigen Statements weiss sie von vielen Grünen, die hinter ihr stehen. Die seien froh, dass es eine Grüne gäbe, die nicht strikt die Parteilinie vertrete. Auch von der anderen Seite des Parteispektrums, von der SVP, erhalte sie Support.
Grazioli schliesst daraus: «Meine Haltungen sind für viele Menschen wichtig. Ihnen gegenüber fühle ich mich verpflichtet, in der Politik weiterzumachen.» Sie bestätigt, dass auch in ihrer Partei ein Konformitätsdruck bestehe, um das Profil der Grünen in der Öffentlichkeit scharf und straff aussehen zu lassen. So informiere sie die Parteileitung über jeden Artikel, der sie betrifft, bereits vor Druck.
Weitermachen, auch wenn ihr ein steifer Wind entgegenbläst. Das ist Graziolis Devise. Ihr Einsatz für die Souveränitätsinitiative hatte wie zuvor Ihre klare Stellungnahme gegen die Pandemiemassnahmen zu Shitstorms geführt. Sie akzeptiert diesen Aufruhr, die gehässigen Mails, das Geschnittenwerden. Ihr Geheimrezept: «Akzeptieren, nicht dagegen ankämpfen, sich nicht verbittern lassen.»
Grazioli scheint im Auge des Orkans auf alte Weisheiten ostasiatischer Kampfkunst zurückzugreifen: Die Energie des Gegners annehmen und umlenken. In Graziolis Worten klingt das so: «Meine Grundhaltung gegenüber Angriffen ist, sie mit offenem Herzen und geradem Rücken anzunehmen.»
Und doch: Wie grün ist Laura Grazioli? Es ist kein Geheimnis, dass die Mutter zweier Töchter weder beim Gendern noch bei der Erfindung eines dritten Geschlechts die offizielle grüne Parteilinie vertritt. Und beim Klima, dem absoluten Kernpunkt grüner Politik? Grazioli: «Für mich ist es beim Klimawandel wie bei jedem anderen Thema wichtig, dass verschiedene wissenschaftliche Positionen dargestellt und ausdiskutiert werden.»
Die Rettungsmassnahmen für den Planeten haben eine klare Grenze: Absolut prioritär sind ihr die persönliche Freiheit und die Grundrechte. In der Politik braucht es immer eine Güterabwägung – aber im Zweifelsfall würde sie die Grundrechte über andere Interessen stellen.
Grazioli: «Die Klimamassnahmen müssen auch wirtschaftlich verträglich sein. Ich bin keine Befürworterin von Massenarmut zugunsten von weniger CO2-Ausstoss.»
von:
Kommentare
Gruppenzwang ist keine Politik
- Anmelden oder Registieren, um Kommentare verfassen zu können
- Anmelden oder Registieren um Kommentare verfassen zu können