Es ist immer interessant, den russischen Polit-Philosophen Alexander Dugin zu lesen, der offensichtlich über eine frühe Wahrnehmung fundamentaler Veränderungen verfügt. Ihn als Putins Gehirn zu bezeichnen, wie dies Mainstream-Medien gerne tun, ist unangebracht. Zum Beispiel hat er Putins Eurasien-Politik kürzlich als «Katastrophe» bezeichnet.
Nun beschreibt er in einem längeren Essay die tektonischen Veränderungen, die mit dem Mord an Charlie Kirk sichtbar. Hier die Zusammenfassung:
Mord und Nahost als Brandbeschleuniger
Kirks spektakuläre Beerdigung – Hunderttausende kamen, Trump und Elon Musk legten öffentlich ihren Streit bei – wurde für Dugin zum Fanal: Die amerikanische Rechte wittert «liberalen Terror» und will das politische System umkrempeln. Parallel dazu haben zahlreiche westliche Staaten Palästina anerkannt. Israels Premier Benjamin Netanjahu drohte mit einer «schrecklichen Vergeltung» – und brachte die Bruchlinien des Westens ans Licht: Trump hält zu Netanjahu, viele NATO-Staaten stellen sich gegen ihn.
Drei Machtpole im Clinch
- Globalisten um Soros: Linksliberale Eliten, die US-Demokraten, Klima- und Identitätsbewegungen – von Greta Thunberg bis Black Lives Matter – schlagen sich klar auf die Seite der Palästinenser.
- Zionistisches Establishment: Das einflussreiche AIPAC (American Israel Public Affairs Committee), Neokonservative und Trump selbst verteidigen Israels Kurs, warnen vor Islam und Chinas Aufstieg.
- Die «dritte Position»: Die eigentliche Sprengkraft liegt hier. Ein Grossteil der MAGA-Basis und europäische Rechtspopulisten lehnen sowohl Soros’ Globalismus als auch den Einfluss der Israel-Lobby ab. Ihre Wortführer – zum Beispiel Tucker Carlson und Steve Bannon – geisseln beide Seiten. Elon Musk attackiert Soros offen, hält sich mit Kritik an Netanjahu (noch) zurück.
Zensur in Europa, Aufbruch in den USA
Während europäische Vertreter dieser Linie laut Dugin von Zensur niedergehalten werden, formiert sich in den USA ein selbstbewusstes Gegenlager. Nach Kirks Tod fordern Massen die juristische Jagd auf Soros und seine Stiftung. Es kursieren Spekulationen, israelische Geheimdienste steckten hinter dem Mord.
Bruch mit der alten Weltordnung
Für Dugin ist klar: Der einst geeinte «kollektive Westen» existiert nicht mehr. Der linke «deep state» dominiert zwar weiterhin die EU-Institutionen, die US-Verwaltung, die Finanzmärkte und die Geheimdienste, doch das populistische Lager wächst – und kehrt sich gegen beide Elitenblöcke.
Russlands Chance
Die klassische westliche Linke hält Dugin für degeneriert und von Gender- und Migrationsdebatten gekapert. Seine Hoffnung richtet sich auf die «tiefen Völker» des Westens: christlich-konservative Kräfte, die Globalismus wie Zionismus ablehnen. Für Russland, so sein Fazit, sind sie die künftigen natürlichen Verbündeten.
Dugins Diagnose: Der Westen taumelt in einen Dreikampf zwischen Soros-Netzwerk, israelischer Lobby und einer wachsenden populistischen Basis, die beide verachtet – ein Machtkampf, der die politische Landschaft dauerhaft umpflügen könnte.