3 Lebensfragen an Isabel Maurer

Zeitpunkt-Leserin Isabel Maurer aus Strengelbach (AG) hat viele Visionen, wie sich die Welt in den nächsten Jahrzehnten positiv entwickeln könnte. Unter anderem hat sie – als Gegenstück zum jährlichen Schweizer Sorgenbarometer – ein Glücks- und Zuversichtsbarometer entwickelt. Im Rahmen unserer Rubrik «3 Lebensfragen» erzählt sie uns mehr über die richtungsweisenden Momente in ihrem Leben.

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Zeitpunkt: Welcher Moment hat Ihr Leben in eine andere Richtung geführt? Gab es einen bestimmten Wendepunkt?

Isabel Maurer: Was mich bis jetzt am meisten «gewendet» und geprägt hat, waren die letzten zwei Jahre. Ganz zu Beginn der sogenannten Krise war es eine Botschaft des Hopi-Indianers «White Eagle», der sagte: «Dieser Moment, den die Menschheit durchlebt, hat auch eine spirituelle Dimension.» Dies löste bei mir folgende Gedanken aus: Wir müssen darüber nachdenken, woher wir kommen und was unser Ursprung ist. Wir müssen uns fragen: «Was ist meine Aufgabe im Leben, was macht mich als Mensch einzigartig?» Es ist wichtig, dass wir aufwachen und uns mit unserer inneren Quelle verbinden. Natürlich erlebte auch ich ab und zu eine gefühlsmässige Achterbahn. Ich hinterfragte Dinge, welche in meinem bisherigen Leben selbstverständlich waren. Ich verlor mein Vertrauen in unsere Institutionen, zum Beispiel in die Regierung – was ich in diesem Ausmass nie für möglich gehalten hätte –, gewann aber dafür mehr Vertrauen in mich selbst.

Wenn Sie für einen Tag die Schweiz regieren könnten: Was würden Sie verändern?

Ich würde allen Menschen viele Fragen stellen und sie ermutigen, in ihr Handeln und in ihre Kraft zu kommen. Ich würde Antworten sammeln und ihnen zuhören. Mich würde interessieren, was Menschen zuversichtlich macht, was sie stärkt. Was sie lieben, wie es ihnen gelingt, ihre Stärken im täglichen Leben einzubringen. Welche Arbeit ihnen Freude macht und mit welchen Menschen sie am liebsten ihre Zeit verbringen. Wo sie auftanken können. Ich würde sie fragen, wie sie Verantwortung für sich und ihr Handeln übernehmen, was sie unter Gesundheit verstehen und wie sie diese erhalten können. Und: wie wir – als die von ihnen gewählten «Regierenden» – sie bei all dem am besten unterstützen können. Weiter würde ich eine Schulreform vorschlagen und dabei die Kinder miteinbeziehen. Ich würde Fragen stellen wie: «Welche Rahmenbedingungen brauchen Kinder, damit sie ihr Potenzial entfalten können? Wie können wir sie unterstützen, um ihre Entdeckerfreude, ihren Bewegungsdrang, ihre Träume, die Phantasie, die Lebensfreude und ihre spielerische Leichtigkeit zu bewahren?»

Ihre Vision der Welt 2050 – und wo sehen Sie sich?

Meine Vision ist, dass wir die Antworten auf die oben gestellten Fragen in Tat umsetzen können. Es werden neue Strukturen geschaffen, wir produzieren wieder regional. Wir leben naturverbunden und es gelingt uns, den inneren und äusseren Frieden zu bewahren. Wir lernen voneinander, auch von anderen Ländern und Kulturen. Es interessiert uns, wie es andere schaffen, Lösungen zu finden, und wie diese Lösungen aussehen. Jeder Mensch ist gefragt und wird gestärkt. Dadurch ist jeder Einzelne der Ausgangspunkt und trägt Verantwortung. Wir wissen, dass «We, the people» – wir Menschen – eine unglaubliche Kraft haben, wenn wir miteinander verbunden sind.

Ich bin dann über 80 und freue mich, wenn ich auch noch mitgestalten und mitarbeiten kann. Ich werde immer noch neugierig und interessiert sein und mich an meiner Umwelt, anderen Menschen und kleinen Dingen freuen, geniessen und dankbar sein. Ich werde mich weiterhin für den Frieden einsetzen, flexibel bleiben im Denken, meinen Humor bewahren, den jungen Menschen Platz machen und nur dann mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn ich danach gefragt werde. Danke für diese anregenden Fragen, es ist schön, gefragt zu werden. Die Selbstreflektion beim Beantworten hat meinen Horizont erweitert.

Mehr zu Isabel Maurer und dem Glücksbarometer:
www.glücksbüro.ch