400 Prozent mehr Notfallszulassungen bedenklicher Pestizide

Aktuelle Studie zeigt: Einsatz von riskanten Pestiziden durch 'Notfallerlässe' bereits europaweit Standard.

Die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 warnt vor dem enormen Anstieg des Einsatzes nicht regulär zugelassener Pestizide. Eine kürzlich erschienene Studie des europäischen 'Pesticide Action Networks'(PAN), dem auch GLOBAL 2000 angehört, zeigt, dass EU-weit die Anzahl der so genannten Notfallserlässe in der vergangenen vier Jahren um 400 Prozent angestiegen ist. Mittels eines solchen Erlasses können Substanzen, die unter anderem auf Grund ihrer Gefährlichkeit nicht regulär zugelassen sind, trotzdem eingesetzt werden. "Unter dem Vorwand eines 'Notfalls' kommen nun Jahr für Jahr höchst bedenkliche Substanzen in der Landwirtschaft zum Einsatz. Das Chemie-Gesetz der EU bietet hier eine offene Hintertür, die eigentlich nur für besondere Anlässe konzipiert wurde - jetzt aber bereits zum Standardprozedere für die Verwendung teils bedenklicher Pestizide gehört", kritisiert Daniela Hoffmann, Pestizidexpertin von GLOBAL 2000. Per Notfallerlass können Pestizide 120 Tage lang, das heißt eine ganze Anbausaison, verwendet werden.
Auch in Österreich ist dieses riskante Prozedere bereits Routine. Aufgrund der vielen Ausnahmeregelungen für immer gleiche Substanzen in den vergangenen vier Jahren scheint der Notfall zum Regelfall zu werden. "Diese permanenten Notfallzulassungen sind nicht nachvollziehbar. Das über Jahre wiederholte Auftreten einer Pflanzenkrankheit oder eines Schädlings ist kein Notfall und keine Ausnahmesituation, sondern ein absehbares Ereignis. Einer solchen Situation muss auf jeden Fall mit anderen Mitteln begegnet werden, als mit der entfesselten Chemiekeule", so Hoffmann.

GLOBAL 2000 sieht Landwirtschaftsminister Berlakovich in der Pflicht, alle relevanten Dokumente, die zu Pestizidzulassungen in Ausnahmesituationen führen und geführt haben, offen zu legen und im Sinne einer umweltverträglichen Landwirtschaft auf europäischer Ebene ein Schließen dieser Gesetzeslücke voranzutreiben.

Quelle: www.global2000.at