50 Jahre Sozialismus auf der Tropeninsel

Die bürgerliche Öffentlichkeit hält den Finger gerne auf die Behandlung der politischen Gegner in Kuba. Und sie ignoriert die grossen sozialen Fortschritte im feindlichen Lager sowie die sozialen Defizite und Menschenrechtsverletzungen im eigenen.

Verboten sind im staatlichen Sozialismus im Wesentlichen Bereicherung und Ausbeutung sowie die Propaganda für kapitalistische Wirtschaftsfreiheit und die bürgerlich-liberale Form der Demokratie mit der Übermacht der Wirtschaftsvertreter. Diese Verbote verraten hohe Ziele und Ideale und stellen keine Menschenrechtsverletzung dar, die Umsetzung aber hat sicher auch Repression zur Folge.

Praktisch alle haben Sündenregister
In Sachen Menschenrechtsverletzungen hätten praktische alle Regierungen ein Sündenregister, meinte der brasilianische Aussenminister Celso Amorim kürzlich in einem TV-Interview. Ausserdem müsse man sehen, Kuba sei im sozialen Bereich weltweit führend, während der Rest der Welt diesbezüglich empflindliche Defizite aufweise.

Lohn, der weder diskriminiert noch mariginalisiert
Das Land ist auch bekannt für seine vorbildliche medizinische Versorgung, die allen zugänglich ist. Trotz Wirtschaftsblockade ist seit der Revolution 1959 die Kindersterblichkeit von 6 auf 0,5 Prozent gesunken, die Lebenserwartung von 59 auf 78 Jahre gestiegen und die Analphabetenrate beträgt Null gegenüber 18 Prozent vor 50 Jahren unter Diktator Batista. Das Bildungswesen wurde massiv ausgebaut. Es besteht ein Recht auf Arbeit und einen Lohn, der nicht diskriminiert und mariginalisiert. Die Arbeit hat einen hohen Wert, Gewerkschaften, Arbeiter- und Bürgerkomitees partizipieren demokratisch an der Macht.

Privilegierung und Mythos
In der kapitalistischen Welt leben wir in der Zeit der verschärften Privilegierung und zunehmenden Umverteilung von Nahrung, Geldwert, Bildung und medizinischer Versorgung hin zu denen, die eh schon zuviel haben. In diesen schwer und schwerer werdenden Zeiten könnten die auf der Insel gelebten sozialen Werte auch für die Opfer von Rentenklau, Restrukturierungen, Finanz- und Immobilienspekulation wieder mehr Bedeutung bekommen. Doch auch der antisoziale und eigentlich religiöse Mythos von „jeder kann zum Millionär werden wenn er will und hart arbeitet“ ist immer noch da und beschafft bürgerliche Mehrheiten. Und er ist von vielen tief verinnerlicht, inzwischen auch in Kuba.

Wer ist hier weltfremd?
Die Mainstream-Medien zeigen uns derzeit folgendes Bild von Kuba: Die Alten sind weltfremde Revolutionsfanatiker, die Jungen wollen Freiheit, und zwar jene, reich zu werden und zu konsumieren im schrankenlosen Kapitalismus. Die Faszination der kapitalistischen Illusionen ist verständlich, offenbar besteht ein Nachholbedürfnis nach Konsum, Karriere, Glitter, schnellem Geld und teuren Autos.
Für die überwiegende Mehrheit der kubanischen Bevölkerung wie der Weltbevölkerung sind diese Begehrlichkeiten im real existierenden Kapitalismus aussichtslos und krass weltfremd angesichts der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung der letzten 30 Jahre und der aktuellen Aussichten.

db.

Mehr Informationen: http://www.cuba-si.ch
10. Januar 2009
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