Chapeau für Beat von Scarpatetti
Kultur mit politischem Auftrag
Einen Chapeau hätte Beat von Scarpatetti schon 1987 bei der Fertigstellung der «St. Galler Waldhandschrift» verdient. Doch damals gab es den Zeitpunkt noch nicht. Dieses wunderbare, in mittelalterlicher Tradition auf Pergament geschriebene Buch mit Texten von Schweizer Autorinnen und Autoren zum Waldsterben wanderte durch viele Bibliotheken im In- und Ausland. Die Waldhandschrift war nicht die erste Tat des poetischen Ökologen und konstruktiven Anarchisten Beat von Scarpatetti, im Hauptberuf Paläograph, Fachmann für alte Handschriften an der Stiftsbibliothek St. Gallen.
1980, lange bevor die «community supported agriculture» als Trend erfunden wurde, gehörte er in Basel zu den Gründern der Genossenschaft «Agrico», die von den Mitgliedern als Gegenleistung für den Bezug von Bio-Lebensmitteln Mitarbeit im Hof und auf dem Feld verlangte.
1998 veröffentlichte er die «Helvetische ökologische Verfassung» in Anlehnung an die Verfassung der Helvetischen Republik von Peter Ochs. Ob der Entwurf von Beat von Scarpatetti nur deshalb keinen Niederschlag in der Verfassungsreform von 1999 fand, weil das Buch in bibliophiler Ausführung und in kleiner Auflage erschien, muss an dieser Stelle offen bleiben. Dass «BvS», wie er seine Briefe zu unterschrieben pflegt, dem Zeitgeist immer ein paar anregende Schritte voraus ist, zeigt sein «Club der Autofreien» CAS, dem bei der Gründung 2004 auch viele Zeitpunkt-LeserInnen beitraten. Dass der Verein sein Ziel, eine angemessene Entschädigung für den Verzicht auf die vielen steuerfinanzierten Vorteile, von denen Autofahrer profitieren, nicht erreichen konnte, ist verzeihlich. Aber dass sich der CAS 2014 auflöste, bzw. dem Verkehrs-Club der Schweiz beitrat, ist ein echter Verlust für die politische Landschaft, der es chronisch an Projekten von Querdenkern mangelt. Er wird allerdings mehr als wettgemacht durch die erste Atlantik-Überquerung im Solarboot 2007, einer Idee von BvS und wohl einer der Höhepunkte in seinem nunmehr 75-jährigen Leben. «Beat inspiriert mich, denn für mich ist er ein romantischer Poet, der die Welt in ihren ökologischen Widersprüchen wahrnimmt», schreibt Mathis Wackernagel, Erfinder des ökologischen Fussabdrucks. «Aber statt zu verzweifeln, übersetzt er die Widersprüche in kulturelle Projekte.» Chapeau!
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Unter dem Titel «Kultur und Ökologie» ist eine Festschrift zum 75. Geburtstag von Beat von Scarpatetti erschienen. (204 S., geb. Fr. 32.–, erhältlich bei der Buchhandlung Birsig in Binningen, ISBN 978-3-033-05636-7.) Der Band enthält Texte von über 50 Schicksalsgenossen, Freundinnen und Kollegen in den vier Kapiteln «Wer ist er denn?», «Ökologie in ihren Variationen», «Vom Codex zum Buch» und «Ins Leben hinein musizieren».
1980, lange bevor die «community supported agriculture» als Trend erfunden wurde, gehörte er in Basel zu den Gründern der Genossenschaft «Agrico», die von den Mitgliedern als Gegenleistung für den Bezug von Bio-Lebensmitteln Mitarbeit im Hof und auf dem Feld verlangte.
1998 veröffentlichte er die «Helvetische ökologische Verfassung» in Anlehnung an die Verfassung der Helvetischen Republik von Peter Ochs. Ob der Entwurf von Beat von Scarpatetti nur deshalb keinen Niederschlag in der Verfassungsreform von 1999 fand, weil das Buch in bibliophiler Ausführung und in kleiner Auflage erschien, muss an dieser Stelle offen bleiben. Dass «BvS», wie er seine Briefe zu unterschrieben pflegt, dem Zeitgeist immer ein paar anregende Schritte voraus ist, zeigt sein «Club der Autofreien» CAS, dem bei der Gründung 2004 auch viele Zeitpunkt-LeserInnen beitraten. Dass der Verein sein Ziel, eine angemessene Entschädigung für den Verzicht auf die vielen steuerfinanzierten Vorteile, von denen Autofahrer profitieren, nicht erreichen konnte, ist verzeihlich. Aber dass sich der CAS 2014 auflöste, bzw. dem Verkehrs-Club der Schweiz beitrat, ist ein echter Verlust für die politische Landschaft, der es chronisch an Projekten von Querdenkern mangelt. Er wird allerdings mehr als wettgemacht durch die erste Atlantik-Überquerung im Solarboot 2007, einer Idee von BvS und wohl einer der Höhepunkte in seinem nunmehr 75-jährigen Leben. «Beat inspiriert mich, denn für mich ist er ein romantischer Poet, der die Welt in ihren ökologischen Widersprüchen wahrnimmt», schreibt Mathis Wackernagel, Erfinder des ökologischen Fussabdrucks. «Aber statt zu verzweifeln, übersetzt er die Widersprüche in kulturelle Projekte.» Chapeau!
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Unter dem Titel «Kultur und Ökologie» ist eine Festschrift zum 75. Geburtstag von Beat von Scarpatetti erschienen. (204 S., geb. Fr. 32.–, erhältlich bei der Buchhandlung Birsig in Binningen, ISBN 978-3-033-05636-7.) Der Band enthält Texte von über 50 Schicksalsgenossen, Freundinnen und Kollegen in den vier Kapiteln «Wer ist er denn?», «Ökologie in ihren Variationen», «Vom Codex zum Buch» und «Ins Leben hinein musizieren».
18. August 2016
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