Das Gespenst eines neuen kriegerischen Deutschlands geht in Europa um
Das bisher positive Deutschland-Bild der Russen verschlechtert sich zusehends

Die russische «Propaganda» verteufle und entmenschliche im Gegensatz zur westlichen nicht ganze Völker pauschal. Es werde zwischen einer Regierung und den Menschen eines Landes unterschieden, schreibt Thomas Röper auf Anti-Spiegel. Aber das bisher sehr gute Deutschland-Bild der Russen verändere sich zusehends, denn die Merz-Regierung werde als noch anti-russischer wahrgenommen als ihre Vorgängerregierung.

Röper übersetzt einen Kommentar, den das russische Fernsehen ausgestrahlt hat. Der neue Kanzler wecke in Russland Assoziationen an den Zweiten Weltkrieg und erinnere somit an dunkle Zeiten. Solche Assoziationen hätten Merkel, Scholz, Kohl, Schröder und andere nicht geweckt. Entscheidend anders sei, dass Friedrich Merz ein aktiver Befürworter der Lieferung deutscher Taurus-Langstreckenraketen an die Ukraine ist. Das bedeute automatisch, «dass es Offiziere der Bundeswehr sein werden, die die Ziele bestimmen und die Taurus-Raketen auf uns richten.» Und weiter: «Friedrich Merz überzeugt die Deutschen stur davon, dass Russland ein Feind und eine Bedrohung sei, und dass man ihm mit militärischer Gewalt begegnen müsse, sei es durch eine verstärkte Unterstützung des Bandera-Regimes oder durch den Wiederaufbau der deutschen Militärmacht. Oder beides, und sogar noch etwas drittes: Die Militärausgaben müssten in ganz Europa erhöht werden.»

Das russische Fernsehen zitiert Friedrich Merz, der eindeutig eine Abkopplung von den USA und sogar der NATO anstrebe: «Für mich wird es absolute Priorität haben, Europa so schnell wie möglich zu stärken, damit es schrittweise eine echte Unabhängigkeit von den Vereinigten Staaten erlangt. Nach den Äusserungen von Donald Trump in der vergangenen Woche ist klar, dass den Amerikanern, diesem Teil der Amerikaner, dieser Regierung, das Schicksal Europas weitgehend gleichgültig ist. Ich bin sehr daran interessiert, wie wir bis zum NATO-Gipfel Ende Juni kommen werden, ob wir dann noch über die NATO in ihrer jetzigen Form sprechen werden oder ob wir sehr schnell die Unabhängigkeit der europäischen Verteidigung herstellen müssen. Das ist meine Priorität. Und ich mache mir keine Illusionen darüber, was wir von den USA bekommen können.»


Lesen Sie im Zeitpunkt auch: Sanktionen gegen Russland: «Wir sind gekippt – unter dem Druck der Grossbanken» vom 17.04.2025