Das Hambacher Freieinig-Fest 2025 für ein friedliches Miteinander und eine neue Welt
Das Hambacher Schloss gilt als ein Symbol für die deutsche Demokratiebewegung seit dem ersten Demokratiefest von 1832. Die Initiative FreiEinig will alle gesellschaftlichen in einen demokratischen Prozess einbeziehen, ob rechts oder links. Dafür müssen sie den Vorwurf «antidemokratisch» einstecken. Vom 7.-8. Juni feierten sie das Hambacher Fest.
Foto: ZvG von Freieinig
Ankunft auf dem Hambacher Schloss. Foto: ZvG von Freieinig

Die Initiative FreiEinig aus Neustadt an der Weinstrasse ist nach eigener Definition «ein Zusammenschluss von Menschen, die sich um den Zustand unserer Grundrechte, deren rechtsstaatliche Garantie und den Frieden in unserem Land sorgen». Besonders am Herzen liegt ihnen eine lebendige, demokratische Kultur, in der jede Stimme gehört wird, die eine Idee für einen demokratischen Neuanfang hat. Dass dazu auch Stimmen zählen, die anderswo zuweilen als antidemokratisch dargestellt werden, ist wohl das Besondere an dieser Gruppe.

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Am Samstag, den 7.6. 2025 präsentierten sich im Zentrum von Neustadt zahlreiche Initiativen aus ganz Deutschland mit Infoständen, Ausstellungen, zwei Bühnen und einer Speakers Corner. Die Themen reichten von Friedensinitiativen wie Stopp Ramstein und Zusammen für Frieden! JETZT! über die Gemeinschaftsinitiative Helfa bis hin zu Fotoausstellungen, die Kriegsschrecken und Impfgeschädigte dokumentieren. Zudem waren basisdemokratische Initiativen vertreten, wie das Freie Parlament, Unsere Verfassung e.V., 1bis19 und die Freunde der Demokratie, die bereits eigenständig Volksabstimmungen durchführen, sowie die Parteien dieBasis und Die Neue Mitte.

Der Landesverband Rheinlandpfalz von Mehr Demokratie e.V. cancelte zwei Tage vor dem Demokratiefest seine Teilnahme, da der Bundesvorstand befand, FreiEinig sei «antidemokratisch». Zwar waren mit 25 Initiativen etwas weniger als im Vorjahr vertreten. Dennoch wuchs das Netzwerk durch neue Teilnehmer.

Michaele Kundermann von Zusammen für Frieden! JETZT! thematisierte in ihrer Friedensrede die alarmierende Situation, dass durch eine herbeigeredete Bedrohung eines möglichen Angriffs Russlands auf den Westen für den Krieg mobilisiert und aufgerüstet wird. Sie rief dazu auf, unabhängig von der politischen Zugehörigkeit gemeinsam für den Frieden einzutreten.

Chris Barth von der Bürgerzeitung KLARTEXT Rhein-Main(-Neckar) thematisierte unter anderem die Problematik der Staats- und Konzernmedien, die ihrem Auftrag einer unabhängigen Berichterstattung nicht mehr erfüllen würden. Zu diesem Thema war auch die Initiative Leuchtturm ARD mit einem Infostand vertreten.

An der Wasserzeremonie «in Frieden» der internationalen Initiative ISOFIA, die online übertragen wurde, nahmen ca. 40 Menschen teil. Beim anschliessenden Schweigemarsch für Frieden liefen 120 Menschen mit Friedensbotschaften, darunter ein grosses Banner mit der Aufschrift «Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg», leise durch Neustadt – gestört nur durch lauten Protest von Gegendemonstranten.

Abends wurde im FreiEinig Basislager in Neustadt-Schöntal bei Musik, Speis und Trank die Vernetzung weiter fortgesetzt. Perin Dinekli, Ärztin für Aufklärung und Musikerin, präsentierte im traditionellen Zirkuszelt ihr schon legendäres Lied «Freundlich ohne Waffen und ohne Gewalt». Ein Fremder, der sich im Treffen eingeschlichen hatte und zu später Stunde auf einmal Hakenkreuz-Aufkleber verteilte, wurde kurzerhand des Platzes verwiesen. Es wurde auch kontrolliert, dass er am nächsten Tag nicht mehr erschien.

Am Sonntag versammelten sich beim grossen Marsch zum Hambacher Schloss knapp 400 Teilnehmer – teilweise bei Starkregen und Sturm. Bei der Auftaktkundgebung wurden nach einer Musikeinlage von Egolysium von FreiEinig klare Worte zur Forderung nach einer demokratischen Erneuerung als ausserparlamentarische Opposition geäussert, die die bestehende Ordnung friedlich kritisiert – zum Wohl aller Menschen in diesem Land.

In den musikalischen Beiträgen von Bernd Gast ging es um Meinungsfreiheit und die zunehmende Überwachung und Zensur. Der Deutschrock-Musiker Stefan Krähe aus Ostdeutschland bezeichnete die aktuelle Situation als Déjà-vu und betonte: «Man kann die Demokratie nicht retten, indem man Rechts bekämpft. Ohne Rechts gibt es eine linke Diktatur. Ohne Links eine rechte.» Er definierte denjenigen als Faschisten, der die Opposition und die Meinungsfreiheit bekämpft, und der Menschen mit Begriffen wie Nazi oder Reichsbürger entmenschlicht, nur weil diese nicht seiner Ideologie folgen wollen.

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Kurz vor Beginn des Aufzugs sangen alle gemeinsam das Freieinig-Lied «Vereinigt im Frieden – wird man uns nie besiegen», eine deutsche Version des chilenischen Widerstandslieds «El Pueblo Unido». Nur eine Sitzblockade der Antifa, deren Teilnehmer erkennungsdienstlich erfasst wurden, hielt den Zug auf und erforderte einen Umweg.

Schliesslich endete der Marsch auf dem symbolträchtigen Hambacher Schloss. Dass alle wieder gemeinsam oben am Schloss sein konnten, ist wohl der unermüdlichen Verhandlungsbereitschaft des Organisationsteams und des engagierten «Harten Kerns» von FreiEinig zu verdanken, die in den letzten beiden Jahren mit den 39 kleinen und dem ersten grossen Hambacher Demokratiefest unter dem Motto FreiEinig im Jahr 2024 gezeigt haben, dass die Initiative stets friedlich für ihre Anliegen eintritt.

Klaus Hartmann vom Deutschen Freidenker-Verband wies in seiner Ansprache darauf hin, dass die heutige Antifa alles andere als antifaschistisch sei. Er betonte, dass der 1905 gegründete Freidenker-Verband die deutsche Faschismusgeschichte genau kenne: Der Verband wurde 1933 verboten und 1944 liess das NS-Regime den Vorsitzenden Max Sievers durch das Fallbeil hinrichten. Um den schleichenden Abbau der Meinungsfreiheit gemeinsam aufzuhalten, sei es entscheidend, nicht nach politischer Ausrichtung – links oder rechts – zu urteilen, sondern danach, wer sich für Frieden, Demokratie (Volksherrschaft), Antiimperialismus, Patriotismus und Aufklärung einsetzt.

Diether Dehm, Autor, Musiker, Songwriter und Politiker, betonte in seiner Rede die Notwendigkeit, den Nationalstaat zu stärken und zugleich den Sozialstaat zu bewahren. Den Rechtsstaat, als Fundament der Demokratie, sollten alle – unabhängig von politischer oder gesellschaftlicher Herkunft – gemeinsam verteidigen, insbesondere angesichts der gegenwärtigen Angriffe auf die Meinungsfreiheit.

Das Team von FreiEinig bedankte sich zum Abschluss der Kundgebung bei allen Teilnehmern und Helfern und kündigte an, das Friedenscamp von Stopp Ramstein (22.-29.6.), Pax Terra Musica (23.-27.7.), die Friedenskette Bodensee (5.10.) und eventuell noch weitere Aktionen zu unterstützen.

Über die teilnehmenden Initiativen und alle Aktionen können sich Interessierte auf der Webseite https://freieinig.de/ oder im öffentlichen Telegramkanal «Hambach offiziell» informieren.

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