Das Leben in der Flasche – und in Solothurn

Warum soll der Mensch an die Solothurner Filmtage gehen? Um den Film als kulturelle Institution zu feiern? Um einen Überblick über die Filmproduktion der Schweiz zu gewinnen? Um eine nette Kleinstadt im Ausnahmezustand zu erleben? Um mit den Filmschaffenden über ihre Werke zu diskutieren? Oder um Filme zu sehen, die man später vielleicht verpasst oder die erst auf DVD auf den Markt kommen, wenn die Aktualität sie überholt hat? Jeder Grund reicht für sich allein, im nasskalten Januar ein paar spannende Tage in Solothurn zu verbringen und zum Beispiel bei der Premiere von «Bottled Life» dabei zu sein.
Der Journalisten-Film von Urs Schnell und Res Gehriger verfolgt, wie Nestle unter Peter Brabeck das Geschäft mit Flaschenwasser zur höchsten Priorität des grössten Nahrungsmittel-Multis erhoben hat, mit welcher Rücksichtslosigkeit lokale Interessen missachtet werden und wer den Preis dafür bezahlt. Maude Barlow, UNO-Botschafterin für das Recht auf Wasser bringt es auf den Punkt: «Die tödlichste Kombination für die Lösung des Wasserproblems ist eine korrupte Regierung und ein Multi, der das Wassergeschäft nur zum Profit betreibt.» Nicht ohne Grund sterben heute mehr Kinder an verschmutztem Wasser als an Aids, Verkehrsunfällen und Krieg zusammen.
Der Film zeigt, wie sich Gemeinden in Maine/USA gegen die kostenlose Wasserausbeutung durch Nestle wehren, was die Lancierung von «Nestle Pure Life» für das Testland Pakistan bedeutet und warum die Slumbewohner in Lagos (Nigeria) die Hälfte ihres Einkommens für Trinkwasser ausgeben müssen.


100 Filme, acht Tage und eine Kleinstadt, das sind die Solothurner Filmtage, 19.- 26. Januar 2012. www.solothurnerfilmtage.ch