«Der grösste Diebstahl der Weltgeschichte»
Julian Assange über die Macht der Geheimdienste im Internet
«Die Macht geht nicht mehr vom Volk aus, sondern von den Geheimdiensten.» Dies ist das Fazit von Wikileaks-Gründer Julian Assange in seinem neuen Buch «Cypherpunks – Freedom and the Future of the Internet», das er zusammen mit Jacop Appelbaum, Andy Müller-Maguhn und Jérémie Zimmermann vor kurzem herausgegeben hat. Cypherpunks – nicht zu verwechseln mit Cyberpunks – befürworten die grossflächige Anwendung von Verschlüsselungstechnologien im privaten Internet-Verkehr.
In den letzten zehn Jahren hat sich die digitale Überwachung von der Ausnahme im Verdachtsfall zur Regel entwickelt. Heute werden unsere Internet-Aktivitäten permanent überwacht, wobei wir sie durch unsere eigenen Aktivitäten noch erleichtern. Die Kosten dafür sind relativ bescheiden. Für ein paar hunderttausend Dollar kann sich ein Staat eine komplettes Internet-Monitoring einrichten. Und für 30 Mio. Euro ist eine komplette Speicherung aller deutschen Telefonate während eines Jahres zu haben. Begründet wird die zunehmende Überwachung mit dem Kampf gegen Terrorismus, Kriminalität und Kinderpornographie. Aber das scheint nur der Vorwand für die schleichende Aufhebung des Rechtsgrundsatzes zu sein, dass nur überwacht wird, wer tatsächlich verdächtig ist.
Assange: «Wir haben die komplette Infrastruktur für den schlimmsten totalitären Staat. Jetzt muss nur noch der Schlüssel umgedreht werden für den ganz grossen Knall.» Für den Wikileaks-Gründer ist dies der «grösste Diebstahl der Weltgeschichte». Die Macht werde vom Volk zu einer kleinen Zahl von Geheimdiensten verschoben.
Was tun? Für Assange und seine Co-Autoren ist klar: Seine eigenen Spuren verwischen. «Kryptographie ist der ultimative passive Widerstand, den jeder von uns leisten kann.» Selbst eine Supermacht sei machtlos gegen Kryptographie, wenn sie zur Massenbewegung werde. Aber das wird sie wohl nicht. Und sie ist nur die eine Seite der Medaille.Die Macht von Geheimdiensten und staatlichen Organen beruht nicht zuletzt darauf, aus der Masse der Verdächtigen einzelne Individuen herauszupicken und ohne öffentlichen Widerstand in die Mangel nehmen zu können. Wenn andere in dieser Situation Farbe bekennen und öffentlich erklären: «Ich auch», dann werden die Gefängnisse schnell zu klein.
Julian Assange, mit Jacob Appelbaum, Andy Müller-Maguhn nund Jérémie Zimmermann: Cypherpunks – Freedom and the Future of the Internet. OR-Books, 2012. 196 S. $16/£11
Das Buch besteht im wesentlichen aus einem ausführlichen Dialog unter den vier Autoren.
In den letzten zehn Jahren hat sich die digitale Überwachung von der Ausnahme im Verdachtsfall zur Regel entwickelt. Heute werden unsere Internet-Aktivitäten permanent überwacht, wobei wir sie durch unsere eigenen Aktivitäten noch erleichtern. Die Kosten dafür sind relativ bescheiden. Für ein paar hunderttausend Dollar kann sich ein Staat eine komplettes Internet-Monitoring einrichten. Und für 30 Mio. Euro ist eine komplette Speicherung aller deutschen Telefonate während eines Jahres zu haben. Begründet wird die zunehmende Überwachung mit dem Kampf gegen Terrorismus, Kriminalität und Kinderpornographie. Aber das scheint nur der Vorwand für die schleichende Aufhebung des Rechtsgrundsatzes zu sein, dass nur überwacht wird, wer tatsächlich verdächtig ist.
Assange: «Wir haben die komplette Infrastruktur für den schlimmsten totalitären Staat. Jetzt muss nur noch der Schlüssel umgedreht werden für den ganz grossen Knall.» Für den Wikileaks-Gründer ist dies der «grösste Diebstahl der Weltgeschichte». Die Macht werde vom Volk zu einer kleinen Zahl von Geheimdiensten verschoben.
Was tun? Für Assange und seine Co-Autoren ist klar: Seine eigenen Spuren verwischen. «Kryptographie ist der ultimative passive Widerstand, den jeder von uns leisten kann.» Selbst eine Supermacht sei machtlos gegen Kryptographie, wenn sie zur Massenbewegung werde. Aber das wird sie wohl nicht. Und sie ist nur die eine Seite der Medaille.Die Macht von Geheimdiensten und staatlichen Organen beruht nicht zuletzt darauf, aus der Masse der Verdächtigen einzelne Individuen herauszupicken und ohne öffentlichen Widerstand in die Mangel nehmen zu können. Wenn andere in dieser Situation Farbe bekennen und öffentlich erklären: «Ich auch», dann werden die Gefängnisse schnell zu klein.
Julian Assange, mit Jacob Appelbaum, Andy Müller-Maguhn nund Jérémie Zimmermann: Cypherpunks – Freedom and the Future of the Internet. OR-Books, 2012. 196 S. $16/£11
Das Buch besteht im wesentlichen aus einem ausführlichen Dialog unter den vier Autoren.
08. Januar 2013
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