Der Mann, der mit Kultur und Genuss um sich wirft

Chapeau! Wir ziehen den Hut vor Markus Schamberger, Betreiber des Musiklokals «Konservi» und Mitinhaber der Weinhandlung am Küferweg

Statt Werbung macht er Kultur: Markus Schamberger und sein Konzertlokal «Konservi» in Seon (Foto: Zeitpunkt)

Die Hälfte des Werbegeldes wird zum Fenster hinausgeworfen, nur weiss man nicht welche Hälfte. Dies sagt eine Branchenweisheit aus der Werbung. Wenn Sie weiterlesen, lernen Sie einen Menschen kennen, der das ganze Werbegeld nicht zum Fenster hinaus, sondern in einen Saal wirft, und zwar so, dass tausende Musikfreunde in der ganzen Schweiz, vor allem Liebhaber des Jazz, etwas davon haben.

Markus Schamberger ist Mitinhaber und Geschäftsführer der Weinhandlung am Küferweg, wo Bio und Genuss nicht nur kein Widerspruch, sondern so selbstverständlich sind, dass die meisten Etiketten nicht mehr von einem Label verunstaltet werden. Irgendwo steht dafür in kleiner Schrift, dass die Weine ihre Qualität nicht irgendwelchen Zusätzen verdanken, sondern den Kräften der Natur und dem Können der Winzerinnen und Winzer.

Markus Schamberger ist mir seit Jahren bekannt als der Mann, der massgeblich mitgeholfen hat zwei Bio-Grosshändler zusammen zu bringen und nach vollbrachter Tat die Weinhandlung am Küferweg von Heiner Stolz übernahm und nach Seon in die ehemalige Konservenfabrik brachte.

Hier zeigte sich, was der Marketingfachmann Markus Schamberger von Marketing versteht. Anstatt die Hälfte des Werbebudgets zum Fenster hinauszuwerfen, investierte er alles in ein Konzertlokal, das vor fünf Jahren unter dem Namen «Konservi» Jazzfreunde aus der ganzen Schweiz aufhorchen liess.

Mitten in der Deutschschweiz gelegen, sollten hier in der Folge Tausende von Musikfreunden einen gediegenen Abend verbringen. Denn in der Konservi hört sich nicht nur bestens, es isst und trinkt sich auch gediegen, und man trifft Freunde, die man noch nicht gekannt hat. Die «Marketing»-Überlegung von Markus Schamberger: Wer Musik liebt, trinkt auch gerne guten Wein.

Persönlich kennengelernt habe ich Markus Schamberger in der «Pandemie», als sich viele Veranstalter durch die Massnahmen einschüchtern liessen. Nicht so Markus Schamberger. Mit dem Zeitpunkt und anderen Projekten konnte ich dort verschiedene Veranstaltungen durchführen, die anderswo kaum möglich gewesen wären. Wir trugen exakt so viel Maske und hielten genauso grosse Abstände ein, wie gesundheitlich erforderlich. Und wie viel das ist, weiss man heute, wo die meisten behördlichen Mythen entzaubert sind.

Anfangs November feierte die Konservi nun ihr fünfjähriges Bestehen, mit einem Konzert mit dem Trio des Trompeters Peter Schärli, der bereits beim allerersten Konzert auf der Bühne stand. Es war ein wunderbarer Abend ganz nach dem Geschmack von Markus Schamberger: Keine langen Lobeshymnen, ein paar Dankesworte von Markus, ein Applaus für alle Mitarbeiter und dann ein bewegender Auftritt von Peter Schärli, Hans-Peter Pfammatter am Piano und Thomas Dürst am Kontrabass.

Ganz auf «Werbung» verzichtet allerdings auch Markus Schamberger nicht. Er besteht darauf, im Zeitpunkt inserieren und sogar noch dafür bezahlen zu dürfen, was jeweils harte Verhandlungen mit dem Herausgeber, der ich auch noch bin, zur Folge hat. Eine Perle ist das zwei jährlich erscheinende Küferweg-Weinbuch mit knapp 250 Seiten und den spannenden Geschichten all der Winzerinnen und Winzer, mit denen der Küferweg zusammenarbeitet. Das vom Autor Stefan Keller, dem Fotografen Reto Camenisch und dem Grafiker Ruedi Rey gestaltete Buch ist die ideale geistige Vorspeise für den Weingenuss.

Jetzt ist aus diesem Chapeau ohne Absicht fast ein Werbetext entstanden. Ich hoffe, dass er nicht aus dem Fenster geworfen ist, sondern Eingang in Ihr Genusszentrum gefunden hat, das in diesen Zeiten besondere Anregungen verdient.

küferweg.chkonservi.ch

Die Konservi-Truppe (v.l.n.r.): Peter Fischer, Ariane Schamberger,  Werner Dönni, Markus Schamberger, Santemi Schamberger mit Yuma, Nanda Schamberger, Didier Gardel, Sarah Kunz, Irene Schumacher und Gabi Merz