Der Motor der Vollgeld-Initiative

Wir ziehen den Hut vor dem «Verein Monetäre Modernisierung»

Eine Volksinitiative zu starten ist eine grosse Kiste. In der Regel wird nur dann eine gewagt, wenn das Anliegen leicht zu kommunizieren ist und wenn die Initianten genügend potente Organisationen hinter sich haben. Beides ist bei der Vollgeld-Initiative, die am 3. Juni lanciert wurde, nicht erfüllt. Es ist dem Präsidenten des Vereins «Monetäre Modernisierung», Hansruedi Weber (Mitte), dem Geschäftsführer Daniel Meier (links) und dem Kampagnenleiter Thomas Mayer (rechts) hoch anzurechnen, dass sie den Schritt trotzdem gewagt haben. Der Druck von der kleinen Basis war zwar gross, aber die Unterstützung eher nicht. Es hat die drei einiges gekostet, dem Druck nachzugeben; sie hätten lieber das ganze für die Unterschriftensammlung erforderliche Geld von 300’000 Franken (oder mehr) in der Kasse gehabt. Gestartet sind sie schliesslich mit der Hälfte. Wir hoffen, dass der Mut sie belohnt.
Thomas Mayer war mehr als zehn Jahre mit dem «Omnibus für direkte Demokratie» in Deutschland unterwegs und an zwanzig Volksbegehren beteiligt. Der Deutsche dürfte weltweit einer der Menschen mit der grössten Erfahrung in der Überwindung direkt-demokratischer Hürden sein, die in Deutschland besonders hoch sind. Mit diesem Hintergrund macht er jetzt gewissermassen Entwicklungshilfe in der Schweiz.

Die drei allein hätten das Ding natürlich nie stemmen können. Spezielle Erwähnung verdienen der Vizepräsident Prof. Werner Kallenberger, der em. Staatsrechtsprofessor Philippe Mastronardi, der den Verfassungstext massgeblich redigiert hat und Dr. Reinhold Harringer, der als Sprecher der Initiative fungiert. Im weiteren sind aktiv Robin Wehrle, ein Aktivist der Initiative Grundeinkommen, der bei der Vollgeld-Initiative für die Koordination der Unterschriftensammlung verantwortlich ist und Barbara Ziep, die im Büro die Fäden zieht.

Das Medienecho zur Lancierung war vorwiegend positiv, obwohl die Beschränkung des Geldschöpfungsprivilegs auf die Nationalbank für die Banken eine dicke Kröte sein wird. 90 Prozent des Geldes stellen sie heute auf elektronischem Weg selber her und betreiben ein lukratives Geschäft damit. Nur: Für die Realwirtschaft ist es ein grosses Problem, wenn sich in der Finanzwirtschaft mit dem Herumschieben von Geld und Papieren leichtere Profite erzielen lassen, als mit der Schaffung echter Werte.

58 Prozent werden die Vollgeld-Initiative an der Urne unterstützen, sagt eine nicht-repräsentative Umfrage der Zeitung «Tagesanzeiger», 31 Prozent wollen keine Änderung im Finanzsystem und elf Prozent haben noch keine Meinung. Wenn das kein geglückter Start ist! Jetzt gilt es «nur» noch, die 100’000 Unterschriften zu sammeln.
www.vollgeld-initiative.ch
12. Juni 2014
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