Die Sanktionierung des ehemaligen Schweizer Geheimdienstoffiziers Jacques Baud ist offiziell
Der international bekannte Autor von acht geopolitischen Büchern erfuhr davon aus den Medien
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Verwendet fast nur US-amerikanische und urkainische Quellen: der ehemalige Schweizer Geheimdienstoffizier und Autor Jacques Baud (Bild: Screenshot)

Der ehemalige Schweizer Geheimdienstoffizier Jacques Baud werde sanktioniert, meldete Radio Free Europe am vergangenen Mittwoch. Der von der EU subventionierte Sender hatte Einblick in eine als «offiziell» bezeichnete Sanktionsliste, über die jedoch erst heute Montag entschieden wurde.

Der EU-Ministerrat begründet die Sanktionierung von Jacques Baud wie folgt:

«Jacques Baud, ehemaliger Oberst der Schweizer Armee und strategischer Analyst, ist regelmäßig Gast in pro-russischen Fernseh- und Radiosendungen. Er fungiert als Sprachrohr für pro-russische Propaganda und verbreitet Verschwörungstheorien, beispielsweise indem er die Ukraine beschuldigt, ihre eigene Invasion inszeniert zu haben, um der NATO beizutreten.
Jacques Baud ist daher für die Umsetzung oder Unterstützung von Maßnahmen oder Politiken verantwortlich, die der Regierung der Russischen Föderation zuzuschreiben sind und die die Stabilität oder Sicherheit in einem Drittland (Ukraine) durch Informationsmanipulation und Einmischung untergraben oder gefährden.»

Jacques Baud wird im Wesentlichen beschuldigt, Einladungen von unliebsamen Kanälen und Plattformen angenommen und dort seine Meinung zu den Ereignissen rund um die Ukraine geäussert zu haben. Daraus schliesst der Ministerrat, Baud setze Massnahmen der hybriden Kriegsführung Russlands um oder unterstütze diese. Mit anderen Worten: Jacques Baud sei ein Agent Putins.

Das ist einfach nur lächerlich. Ich habe zwei der acht Bücher von Baud gelesen und einige seiner Interviews auf verschiedenen Plattformen gehört. Der Mann ist für mich einer der ganz grossen Leuchttürme im Informationskrieg und eine absolut wasserdichte Quelle. Nicht umsonst hat er während seines Aktivdienstes auch für die Nato und die UNO gearbeitet. Der Mann ist gebildet, erfahren und unbestechlich.

Die für natürliche Personen vorgesehenen Sanktionen sehen eine Einreiseverbot in die EU und ein Einfrieren der Vermögenswerte vor. Ob er, der in Brüssel lebt, des Landes verwiesen wird, wird sich zeigen.

Auf Anfrage erklärte Jacques Baud, auch erst aus den Medien von seiner Sanktionierung erfahren zu haben. Er habe auch bis dato (Montag, 16.00 Uhr) nichts Offizielles erhalten. Bis etwas Verbindliches vorliege, wolle er sich zur Sache auch nicht äussern.

Der Autor von acht Büchern, darunter vier zum Ukraine-Konflikt, unterstreicht aber, er habe sämtliche Anfragen von russischen Medien für Auftritte oder Interview abgelehnt. Er sei auch auf keinen sozialen Medien vertreten, ausser mit einem nicht bewirtschafteten Konto auf LinkedIn. Das Ziel seiner Arbeit als Autor sei es nicht, Partei zu ergreifen, sondern zu zeigen, dass wir schlecht informiert seien.

Wie die Quellenverzeichnisse der beiden letzten Bücher zeigten, verwende er zu rund 55 Prozent US-amerikanische und zu 40 Prozent ukrainische Quellen. Die restlichen 5 Prozent verteilten sich auf schweizerische und französische Quellen. Die einzigen russischen Quellen seien offizielle Verlautbarungen der Regierung.

Wie konsequent die Sanktionierung umgesetzt wird und ob das EDA konsularischen Schutz gewährt, ist offen. Auf Letzteres besteht nämlich kein Rechtsanspruch. Der Bund kann, so heisst es in Art. 43 des Auslandschweizergesetzes, «eine Hilfeleistung namentlich dann verweigern oder begrenzen, wenn die Gefahr besteht, dass sie aussenpolitischen Interessen des Bundes nachteilig sein könnte». Aussenpolitische Nachteile sind in diesem Fall nicht auszuschliessen. Die Schweiz will es der EU gerade besonders recht machen. Zudem vertritt Baud die Ansicht, dass wir lückenhaft und unrichtig über den Ukraine-Krieg informiert sind und daher im wachsenden Konflikt mit Russland nicht die richtige Strategie verfolgen.

Wenn das EDA Baud nicht verteidigt, könnte der Verdacht entstehen, die Sanktionierung einer unangenehmen Stimme komme ihm gerade recht, selbst wenn es sich um einen verdienten ehemaligen höheren Offizier handelt, der keine Fake-News, sondern nur unangenehme Wahrheiten verbreitet und vom Recht der freien Meinungsäusserung Gebrauch gemacht hat. 


Official Journal of the European Union: COUNCIL DECISION (CFSP) 2025/2572 of 15 December 2025

Weltwoche: Brüssel sanktioniert erstmals Schweizer Oberst: EU-Rat bezichtigt Ex-Nachrichtenoffizier Jacques Baud der russischen Propaganda – und belegt ihn mit einem Einreiseverbot für EU-Staaten. 15.12.2025

24 Heures: Bruxelles sanctionne le Suisse Jacques Baud pour propagande prorusse. 13.12.2025

Radio Free Europe: Brussels Adds New Names To Blacklist In Latest Russia Sanctions Package. 10.12.2025

RBC Ukraine: EU sanctions pro-Kremlin figures and those linked to Russia's shadow fleet. 15.12.2025
 

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