Eine Woche im Leben eines Tages

Vorgestern hatte ich die äusserst seltene Gelegenheit, ein Interview mit einem Tag zu führen. Ich denke, es ist für uns alle interessant, einmal mehr über das Innenleben eines Tages zu erfahren. Die Samstagskolumne

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Den typischen Tag gibt es übrigens nicht. Foto: Pexels

«Guten Tag Herr Tag. Wären Sie so gütig, uns mal ein bisschen über ihren Alltag zu erzählen?»

«Ja, das mache ich gerne, umso mehr, da ich ein grosser Fan des ‹Zeitpunkt› bin. Ich stehe täglich um Mitternacht auf. Viele Menschen vergessen, dass die Nacht auch zum Tag gehört, obwohl das komisch klingt. Aber ein Tag dauert nun mal 24 Stunden. Kürzlich musste ich genau das einer Schulklasse erklären, und da schaute ich dann in ganz erstaunte Kinderaugen!

Um 7:00 Uhr beginnt dann auch für mich das, was die Menschen gemeinhin als Tagesablauf bezeichnen: duschen, frühstücken, danach mache ich mich auf den Weg in die Schule. Ich besuche eine Tagessschule. Die ist haargenau auf meine Bedürfnisse ausgerichtet.

Den typischen Tag gibt es übrigens nicht. Zum Beispiel war gestern Vatertag, und da bin ich mit meinen erwachsenen Söhnen komplett abgestürzt, und zwar im Käpt´n Holger in Langnau, falls Sie das interessiert. Ich fühle mich noch heute etwas verkatert und habe deshalb grossen Respekt vor diesem Interview, aber bis jetzt geht es ja gut!

Am meisten stresst mich jeweils der Tag der offenen Türe, da latschen bei mir dann einfach alle von morgens bis abends durch die Wohnung und ich muss dann jeweils noch lange putzen, obwohl es ja gar kein Putztag ist. Auch der Tag der Kranken ist für mich sehr stressig, da ich den lieben langen Tag eine mitleidige Miene aufsetzen muss, obwohl ich die Kranken ja gar nicht persönlich kenne.

Wenn ich mit dem Zug unterwegs bin, löse ich immer eine Tageskarte, weil die speziell auf uns Tage zugeschnitten wurde. Als Tag bin ich von A-Z für den Tag verantwortlich. Ich muss ihnen ganz ehrlich sagen, dass diese Verantwortung oft auch eine immense Belastung bedeutet. Es ist oft sehr stressig, den Überblick zu behalten, weil an einem Tag soviel auf der Welt geschieht.

Aus diesem Grund schaue ich immer um 19:30 Uhr die Tagesschau, da kann ich mich dann bestens über mich infor­mieren. Weil an Werktagen in der Regel viel zu viel in den Tag gezwängt wird, freue ich mich dann immer auf den Sonntag, denn da habe ich frei. Aber schon am Montag geht das ganze wieder von vorne los, und so geht das bei mir, bis ans Ende unserer Tage. Ich hoffe, ich konnte Ihnen einen einigermassen guten Überblick über meinen Alltag bieten.»

«Ja, das konnten Sie in der Tat. Ganz herzlichen Dank für dieses tolle Interview! Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.»