Erstaunlich aber wahr: Velofahren rückläufig

Die Auswertung der Mikrozensen 1994 – 2005 zeigt einen schweizweiten, dramatischen Rückgang der Velonutzung bei Kindern und Jugendlichen um mehr als 40%. Pro Velo Schweiz fordert nicht nur bessere Rahmenbedingungen für das Velofahren, sondern macht den Schritt nach vorne mit der Aktion «bike2school».
 
Das Bundesamt für Strassen (ASTRA) hat kürzlich eine Analyse des Mobilitätsverhaltens von Kindern und Jugendlichen in den Jahren 1994–2005 publiziert. Diese Studie basiert auf dem vom Bund alle 5 Jahre durchgeführten Mikrozensus zum Verkehrsverhalten. Eine der überraschendsten Erkenntnisse daraus ist, dass Kinder und Jugendliche trotz einer hohen Verfügbarkeit von Fahrrädern in den Haushalten erheblich weniger Velo fahren. In nur 11 Jahren hat sich bei Ihnen der Anteil der Velowege fast halbiert. Der Rückgang betrifft beide Geschlechter, alle Altersgruppen von 6 bis 20 Jahre, alle Sprachregionen und Wegzwecke. Dies steht im Gegensatz zu den Bemühungen der letzten Jahre, das Velo als gesundes und lustvolles Verkehrsmittel zu propagieren und Kinder und Jugendliche zu mehr Bewegung anzuhalten.
 
Pro Velo Schweiz sieht mehrere Gründe für den Rückgang der Velomobilität bei Personen unter 20 Jahren:
-     mehr Verkehr zusammen mit fehlender oder ungenügender Veloinfrastruktur
-     Wahrnehmung des Velos als gefährliches Verkehrsmittel
-     dadurch erhöhte Zurückhaltung von Eltern, ihre Kinder Velo fahren zu lassen
-     Ausbau des öffentlichen Verkehrs, insbesondere auch mit auf Jugendliche ausgerichteten Angeboten
-     grössere Distanzen zum Ausbildungsort

„Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“
In der Kindheit erworbene Verhaltensmuster bleiben oft ein Leben lang bestehen. Pro Velo Schweiz befürchtet, dass sich mit der Abnahme der Velo fahrenden Jugendlichen der Trend weg vom Velo verstärken wird.

Forderungen auf politischer Ebene
Pro Velo Schweiz fordert darum einen flächendeckenden theoretischen und praktischen Velo-Unterricht für Kinder durch die Kantone. Vom Bund erwartet der Dachverband der Velofahrerinnen und –fahrer im Rahmen der Finanzierung des Agglomerationsverkehrs eine substantielle Verbesserung für den Veloverkehr. Schliesslich soll der Bund mehr Kompetenzen erhalten, wenn es um die Förderung des Velofahrens geht. Dies ist durch eine Ergänzung von Art. 88 der Bundesverfassung (Fuss- und Wanderwegartikel) zu erreichen.

Pro Velo macht’s vor
Die Aktion «bike to work» von Pro Velo hat gezeigt, dass mit guten, der Zielgruppe angepassten Projekten Erfolge zu erzielen sind. Dieses Erfolgsmodell wird nun mit der spielerischen Aktion «bike2school» auch für den Schulweg angewandt. Zwischen den Sommer- und Herbstferien werden sich schweizweit mehrere Tausend Kinder und Jugendliche auf dem Weg zur Schule aufs Velo setzen. Dabei stärken die Teilnehmenden nicht nur Gesundheit und Wohlbefinden und üben das Verhalten im Verkehr, sondern erstrampeln auch Punkte im Wettbewerb um Team- und Einzelpreise.
 
Mehr Informationen auf: www.bike2school.ch

Mobilität von Kindern und Jugendlichen - Fakten und Trends aus den Mikrozensen
zum Verkehrsverhalten 1994, 2000 und 2005
http://www.langsamverkehr.ch – Materialien
  Pro Velo Schweiz ist der nationale Dachverband der Velofahrenden in der Schweiz. Er vertritt die Interessen der Velofahrerinnen und Velofahrer auf gesamtschweizerischer Ebene. Ihm sind mehr als 30 Regionalverbände mit über 25'000 Einzelmitgliedern angeschlossen. www.pro-velo.ch