Europa steht vor einem doppelten Strukturproblem: Einem dramatischen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften und einem verschärften Wettbewerb um Talente.
Laut neuer Analysen fehlen den EU-Staaten bis 2035 rund 20 Millionen Hochqualifizierte, besonders in den MINT-Bereichen Naturwissenschaften, Technik, Ingenieurwesen und Mathematik. Schon heute klagen Unternehmen über fehlende Ingenieure, IT-Spezialisten und Naturwissenschaftler – genau jene Fachkräfte, die für die grüne und digitale Transformation unverzichtbar sind. Allein in diesen Schlüsselbereichen droht bis 2035 eine Lücke von 1,8 Millionen Experten.
Deutschland konnte seinen Bedarf lange durch Zuwanderung abfedern, doch dieser Weg verengt sich: Immer mehr Länder stehen selbst vor einer massiven Transformation und werben um die gleichen Köpfe.
Nötig sind deshalb mehr heimische MINT-Absolventen, eine gezielte Anwerbung internationaler Talente und vor allem eine bessere europäische Koordination in Forschung und Ausbildung. Andernfalls wird Europa zwischen Klimaschutz und Digitalisierung wählen müssen, weil die Menschen fehlen, um beides zu stemmen.
Gleichzeitig verliert Deutschland im innereuropäischen Wettbewerb um Fachkräfte an Boden. Laut einer Untersuchung der Berlin School of Business & Innovation ziehen Nachbarländer wie Österreich und die Schweiz deutlich mehr mobile Fachkräfte an.
Während in Deutschland Einwanderer aus den neun Nachbarstaaten nur rund zwei Prozent der Bevölkerung stellen, verzeichnen Österreich und die Schweiz steigende Zuwanderungszahlen – und sind sogar Ziel für deutsche Auswanderer.
Experten fordern weniger Bürokratie, echte Willkommenskultur und langfristige Perspektiven, damit Deutschland und Europa im globalen Rennen um Talente nicht den Anschluss verlieren.