Europäisches Forschungsprojekt zur Bodenfruchtbarkeit lanciert

Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) nimmt die Arbeit im europäischen Forschungsprojekt „Aufbau von Bodenfruchtbarkeit in biologischen Ackerkulturen“ (FertilCrop) auf: Zusammen mit 20 Institutionen aus 13 verschiedenen europäischen Ländern arbeiten sie in diesem dreijährigen Vorhaben an zukunftsfähigen Anbaumethoden.

Bodenfruchtbarkeit spielt eine zentrale Rolle im Biolandbau, der ohne chemisch-synthetische Düngemittel und Pflanzenschutzmittel auskommt. Insbesondere organischer Dünger, reduzierte Bodenbearbeitung und die richtige Gründüngung fördern die Bodenfruchtbarkeit langfristig: Der Boden wird stabiler und humusreicher, die Kleinstlebewesen im Boden sind aktiver und die Pflanzenwurzeln haben besseren Zugang zu den Nährstoffen.


Die reduzierte Bodenbearbeitung ist noch wenig verbreitet im Biolandbau, da viele Landwirte eine massive Ausbreitung von Unkräutern befürchten. Vor allem die hartnäckigen Wurzelunkräuter wie Disteln, Quecken oder Blacken können sich ohne regelmässiges Pflügen stark vermehren. Diese sind im biologischen Landbau schwierig zu bekämpfen, da synthetische Unkrautvertilger verboten sind.


Wie Ackerbau mit reduzierter Bodenbearbeitung möglich ist, muss also noch weiter erforscht werden. Diese Entwicklungsarbeit möchte das Projekt FertilCrop vorantreiben. Dazu testen die ForscherInnen verschiedene Fruchtfolgen, Düngungspraktiken und Bodenbearbeitungsvarianten auf Landwirtschaftsbetrieben. Das Ziel ist anspruchsvoll: höhere Erträge und fruchtbarere Böden, eine bessere Bodenstruktur und weniger Unkräuter. Die reduzierte Bodenbearbeitung kann auch den Energieaufwand senken und die Böden setzen weniger klimaschädliche Gase frei.


Das neu lancierten Projekt hat einen ungewöhnlichen Fokus: Er liegt auf den Wechselbeziehungen, etwa zwischen dem Ertrag der Ackerkulturen und dem Wachstum der Unkräuter oder dem Zusammenhang zwischen einer guten Bodenstruktur und einer hohen Aktivität von Kleinstlebewesen.


Speziell ist auch das interdisziplinäre und internationale Team: Bei FertilCrop arbeiten Spezialisten für Unkrautbekämpfung, Bodenphysik und -biologie, Pflanzenernährung, Gründüngung, Kompostierung, Klimawandel und Modellierung eng zusammen. Es sind über 20 Forschungspartner in dreizehn europäischen Ländern beteiligt. Für die landwirtschaftliche Praxis erarbeiten sie verbesserte Anbaumethoden, neue Techniken und Entscheidungshilfen. Während drei Jahren tragen sie Daten aus 18 Feldversuchen und Fallstudien zusammen und werten diese unter Berücksichtigung der Erfahrungen von Beratern, Landwirten und Forschern aus.


Mit den zahlreichen Informationen werden EDV-gestützte Beratungs- und Entscheidungsmodelle gefüttert, welche den Landwirten den Einstieg in die reduzierte Bodenbearbeitung erleichtern. Die beteiligten Landwirte und Forscher lernen voneinander, den Zustand des Bodens auf Basis der Wissenschaft und der Praxiserfahrung einzuschätzen, und sie lernen, die Computer-gestützten Entscheidungshilfen zu nutzen.

_______________________


Weitere Informationen (auf Englisch): www.fertilcrop.net