Der Moldauer Tomekk D. beging 2011 und 2012 mehrere Banküberfälle und wurde nach einem weiteren Versuch zu zehn Jahren Haft verurteilt. Der Ex-Häftling startete einen eigenen Youtube-Kanal und sprach auch mit der «Welt» über seine Erfahrungen in deutschen Gefängnissen. Mit der Flüchtlingskrise 2015 wurde seiner Meinung nach der Strafvollzug an seine Grenzen gebracht: Überfüllung der Anstalten, Unterbesetzung beim Personal, auch die Resozialisierung klappt nicht. «Es gibt Psychologen, mit denen man alle paar Wochen für eine Stunde spricht. Aber da bist Du einfach nur ein Fall, der abgearbeitet wird. Es geht dabei niemals wirklich um Dich.» Auf einen Psychologen kämen 300 Insassen. «Resozialisierung» klinge zwar gut, «ist in der Realität aber Quatsch».
Tomekk resozialisierte sich mit einem eingeschmuggelten Handy und seinen Videos selbst. Nahm man ihm sein Handy weg, hatte er am nächsten Tag ein neues. «Du kannst fast so weiterleben, wie zuvor. Klar, Du bist eingesperrt, aber im Knast bekommst Du alles. Drogen. Testosteron. Nur bei Frauen wird es schwerer. Unmöglich ist das aber auch nicht.» Im Gefängnis, so die Erfahrung des Insiders, sehe man mehr Junkies als am Frankfurter Bahnhof.
Die «Gaunerehre» im Knast wurde jedoch 2015 ausser Kraft gesetzt. «Besonders die syrischen und afghanischen Flüchtlinge sind oftmals so dermassen traumatisiert, da ist irgendetwas im Kopf nicht mehr ganz richtig», glaubt Tomekk und ergänzt: «Da sind ganz viel, extrem gestörte Menschen zu uns gekommen.» Über seine Videos sagt Tomekk: Es gehe ihm darum, die «wahnsinnig vielen Missstände» in deutschen Gefängnissen aufzudecken. Und weiter: «Das liegt nicht immer alles an den Beamten, sondern einfach am System.»
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