Fragwürdiger Persilschein des Tages-Anzeigers für Genmais

Kampagnenjournalismus vom Feinsten präsentiert der Zürcher Tagesanzeiger in seiner heutigen Ausgabe. «Öko-Institut befindet Gentechmais für unschädlich» wird getitelt und gleich das 2013 auslaufende Gentech-Moratorium in Frage gestellt. Offenbar muss es sich um sehr bedeutende Erkenntnisse handeln, die das Forschungsinstitut für biologischen Landbau in Frick (FiBL) da gewonnen hat.

Worum geht es tatsächlich: Das FiBL hat im Gewächshaus mit eingetopften Maispflanzen den Einfluss des Bakteriengiftes Bt-Toxin auf die Fruchtbarkeit verschiedener Böden untersucht, wobei namentlich pauschale Parameter für die Bodenqualität angeschaut wurden. Zudem wurden nicht die heute kommerziell eingesetzten Bt-Maispflanzen verwendet, sondern mit Pflanzen älteren Datums, die unter anderem viel geringere Mengen an Bt-Toxin produzieren. Unter diesen doch sehr vom realen Anbau abweichenden Bedingungen wurden keine Unterschiede gegenüber konventionellen Maispflanzen festgestellt. Punkt.

Die Gefährdung der Bodenfruchtbarkeit durch Gentech-Mais ist ein Nebenschauplatz der Risikodiskussion um Bt-Mais. So ist die Auswirkung von Bt-Pflanzen auf Bodenbakterien bis heute eines der am wenigsten verstandenen Gebiete der Risikoabschätzung, unter anderem deshalb, weil sich die Mehrheit der Bodenbakterien einer Kultivierung entzieht und damit gar nicht beobachtet werden kann.

Die massgebenden Risiken des Bt-Maises, die vor einer Zulassung geprüft werden müssen, liegen in anderen Bereichen:
• Beeinträchtigung anderer Insekten ausser der anvisierten Schädlinge
• Eintrag von Gifteiweiss in Gewässer
• Resistenzbildung
• Gesundheitsschäden beim Verzehr von Bt-Mais
• Auskreuzung auf Bio-Mais
• Kontamination von Honig mit Bt-Pollen
• Beeinträchtigung der Biodiversität (zum Beispiel Schmetterlinge).

An diesen Fragen entscheidet sich die Risikoeinschätzung des Bt-Maises und nicht bloss an seinem Einfluss auf die Bodenfruchtbarkeit, der nach den Erkenntnissen des FiBL offenbar nicht befürchtet werden muss. Daraus einen Persil-Schein für die Gentechmais zu machen und deswegen gleich das Moratorium in Frage zu stellen, ist plumper Kampagnen-Journalismus und verdient einen klaren Protest.




Artikel im Tages-Anzeiger
http://www.tagesanzeiger.ch/wissen/natur/koInstitut-befindet-Gentechmais-fuer-unschaedlich-/story/23168977

Reaktion des FiBL:

Kein Persilschein für die Gentechnik

Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) hat den reisserischen Titel im Tages-Anzeiger-Artikel vom 3. Februar „Öko-Institut befindet Gentechmais für unschädlich“ mit Befremden zur Kenntnis genommen. Die zitierten Versuche lassen keinerlei Schlussfolgerung zu, ob der Gentechmais grundsätzlich schädlich oder unschädlich ist.

Ganze Medienmitteilung: http://www.fibl.org/de/medien/medienarchiv/medienmitteilung/article/kein-persilschein-fuer-die-gentechnik.html