Warum geht eine intelligente und selbstbewusste Frau als Pfarrerin in eine so patriarchale Institution wie die Kirche? Und das noch mitten in den sozialen Brennpunkt Berlin-Kreuzberg? Monika Matthias war 35 Jahre lang Pfarrerin der Martha-Gemeinde. Hier finden Jugendliche aller Kulturen einen Treffpunkt, alle Menschen dürfen sich willkommen fühlen. Für mich ist Monika eine ideale Gesprächspartnerin, um zu fragen: Gibt es einen eigens weiblichen Weg zu Gott? Und warum eigentlich wurde das Weibliche in der Kirche so bekämpft?
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Auszug aus dem Gespräch, auf die Frage: Wie bist du dazu gekommen, Pfarrerin zu werden? Gibt es für dich eine weibliche Theologie?
Monika Matthias: Ich bin Kind einer katholisch-protestantischen Ehe. Meine Oma, die den Katholizismus noch am meisten in den Knochen hatte, die kannte eher die kränkende Weise der Marienverehrung. Also Maria wird auf den Sockel gestellt, wir sind ihr gegenüber ganz schlecht und ganz unrein. Das hatte nichts emanzipatorisches, nichts davon, die Stärke von Frauen zu fördern. Aber in manchen Ordensgemeinschaften und eben auch in der Theologie habe ich eine andere Marienfrömmigkeit kennengelernt. Da gibt es z.B. das Magnifikat, also Gott erhebt die erniedrigten und stößt die Gewalttätigen vom Thron und sättigt die Hungrigen und lässt die Reichen leer ausgehen... also eigentlich ein Revolutionslied. Ich habe dann unterschiedliche Spuren von Marienfrömmigkeit sozusagen aufgegriffen. Und eine, die für mich weiterhin sehr, sehr, sehr berührend und ansprechend ist, das ist Gertrud von Le Fort. Sie hat während des zweiten Weltkriegs ein Marien und Friedensgebet geschrieben. «Maria, du schmerzensreichste aller Kreaturen, nimm in den Arm die verlorene Welt.» Also sehr, sehr einfach, ganz, ganz mitfühlend.
Da geht es um eine Maria, die wirklich an den Orten ist, wo niemand sein möchte, bei den Vergewaltigten, bei den Gefolterten – und gleichzeitig um Maria, die Friedenskönigin, die vielleicht doch mit uns gemeinsam die Kraft besitzt, dass der Friede auch versteht. Das ist ein Mariengebet, wo eben politisches und spirituelles sehr zusammengeht.
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