Grünes Wunder für Winterthur
«Stadtbuure» greifen zu Schaufel und Giesskanne. Lustvoll gelebte Nachhaltigkeit und spielerisches Gärtnern sind das Motto des 750. Stadtjubiläums.
Winterthur will zum 750. Geburtstag eine «Buure-Stadt» werden. Nicht, dass etwa Plätze und Verkehrsinseln für Pflanzungen freigegeben würden. Doch wie es sich für eine traditionelle Gartenstadt gehört, möchte man sich zum Jubiläum schmücken – und zwar mit reifen Tomaten, frischen Gurken und knackigen Salaten...
«Das Projekt «stadtbuure» soll möglichst viele Stadtbewohner und -bewohnerinnen zum Urban Farming motivieren. Wir wollen das Bewusstsein für Anbau, Herkunft und Saison der Nahrungsmittel durch den Eigenanbau lustvoll fördern», sagt Alex Borer, der bei der Stadtgärtnerei Winterthur für das Projekt zuständig ist. Essen sei eigentlich ein Teil von Heimat. Durch Vielfalt im eigenen Garten bringe man nicht nur einen Hauch von Natur nach Hause, sondern leiste auch einen Beitrag, um Transportbelastungen zu verringern.
Es gehe beim diesjährigen Projekt nicht darum, Anbauflächen zur Verfügung zu stellen, sondern die Leute zu motivieren in ihrem privaten Umkreis den grünen Daumen wirken zu lassen. Dass es von «Stadtbuure» diesen Sommer in Winterthur nur so wimmeln möge, wünschen sich die Initianten.
Gärten auf Rädern
Fünf- bis zehntausend Pflanzfreudige sollen sich mit spielerischem Gärtnern eine Prise Selbstversorgung genehmigen und neue Erfahrungen sammeln – sei es auf dem Fenstersims, auf dem Balkon oder im improvisierten Gartenbeet vor der Haustüre.
Seit Februar werden in der Stadt nicht nur Gratissamenbeutel sondern auch 150 «Einkaufswägeli» verschenkt, die für einmal nicht mit Einkäufen gefüllt werden sollen. Vielmehr warten sie neben diversen Einzelkisten und Paletten darauf, von zukünftigen «Stadtbuure» als mobile Gärten bepflanzt zu werden und die Stadt zu verschönern. Man müsse die Leute auf Ideen bringen und anregen, wo überall Möglichkeiten bestehen, um etwas anzupflanzen – der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Das Interesse ist gross, bereits sind viele Reservationen eingegangen.
Anlässlich der ersten «Stadtbuurete» am 10. und 11. Mai können die Gartenwagen in Empfang genommen und gleich mit Erde gefüllt und bepflanzt werden. Sie sollen dann zuhause auf privatem Grund platziert und vor allfälligen Spassvögeln gesichert werden.
Am gleichzeitig stattfindenden Setzlingsmarkt können sich die Neugärtner ihr Grünzeug besorgen und von den anwesenden Fachleuten erste Tipps zum Pflegen eines Gartens bekommen. Später stehen auch Setzlings-Tauschbörsen auf dem Programm – der grünen Pracht sollte also nichts im Wege stehen.
Nachhaltigkeit hat hier Tradition
Schon zur Zeit der Industrialisierung wurde in Winterthur bei vielen Genossenschafts- oder Reihenhaussiedlungen «Pflanzblätze» und Pünten eingeplant. Selbstversorgung hat Tradition hier. Das Projekt «stadtbuure» scheint Alex Borer eine gute Gelegenheit, an Althergebrachtes anzuknüpfen und Know-how weiterzugeben. Die Idee für die «Stadtbuurete» ist der lockeren Gruppierung «Winterthur Nachhaltig» entsprossen.
Bereits letztes Jahr wurde in Zusammenarbeit mit der Stadtgärtnerei der Gemeinschaftsgarten «Büel» realisiert, der von einem bunt gemischten Gärtnerinnenvölkchen gepflegt wird. Willkommen ist hier, wer immer Lust hat, die Beete gemeinsam zu bestellen. Dabei gehen Anbau von Nahrungsmitteln und sozialer Austausch Hand in Hand.
Und die Schadstoffe in der Stadt?
«Langfristig suchen wir immer auch Anbauflächen», so Alex Borer, «doch ist es nicht so einfach, geeignete freie Flächen zu finden.» Der Boden dürfe auch nicht von Schadstoffen belastet sein, was bei brachstehenden Industrieflächen leider oft der Fall sei. Schadstoffe können in der Stadt auch zum Problem werden, wenn Rabatten an Strassen oder Verkehrsinseln mit Gemüse begrünt werden. An solchen Orten ist die Schadstoffbelastung schlicht zu hoch, sinnvoller sind Quartier-, Schüler- und Gemeinschaftsgärten auf geprüften Arealen. Aber auch hier gilt es, Begeisterung und Phantasie nicht ausgerechnet neben Feinstaub, Dieselruss, Pneu- und Bremsabrieb freien Lauf zu lassen. Doch das Bedürfnis der Stadtbevölkerung, sich ein Stück Natur zurückzuholen, ist gross und bedeutet nicht nur eine ökologische, sondern auch eine soziale Bereicherung.
Gemeinsame Ernte
Gerne würde man in Winterthur noch mehr gedeihen lassen. Was, wird sich vielleicht kommenden Herbst zeigen. Bei einem grossen Fest will man einen Teil der frisch geernteten Gemüse gemeinsam kochen, Erfahrungen austauschen und den Film übers gemeinsame Gartenjahr anschauen. Eine Begegnungsmöglichkeit für alle, die bis dahin vom grünen Fieber befallen sein werden. Und die Chance dafür ist gross. Denn wer hautnah miterlebt, wie aus einem Samen langsam ein Setzling heranwächst und schliesslich zur starken Pflanze wird, die eine köstlich aromatische Ernte bringt, möchte wohl nicht mehr darauf verzichten. Nachhaltigkeit beginnt vielleicht tatsächlich im Garten. Zurück zur Selbstversorgung wolle man in Winterthur nicht, versichert Alex Borer, doch vielleicht etwas näher zur Natur.
Veranstaltungen «Stadtbuure-Dorf» Winterthur
www.stadtbuure.ch
«Das Projekt «stadtbuure» soll möglichst viele Stadtbewohner und -bewohnerinnen zum Urban Farming motivieren. Wir wollen das Bewusstsein für Anbau, Herkunft und Saison der Nahrungsmittel durch den Eigenanbau lustvoll fördern», sagt Alex Borer, der bei der Stadtgärtnerei Winterthur für das Projekt zuständig ist. Essen sei eigentlich ein Teil von Heimat. Durch Vielfalt im eigenen Garten bringe man nicht nur einen Hauch von Natur nach Hause, sondern leiste auch einen Beitrag, um Transportbelastungen zu verringern.
Es gehe beim diesjährigen Projekt nicht darum, Anbauflächen zur Verfügung zu stellen, sondern die Leute zu motivieren in ihrem privaten Umkreis den grünen Daumen wirken zu lassen. Dass es von «Stadtbuure» diesen Sommer in Winterthur nur so wimmeln möge, wünschen sich die Initianten.
Gärten auf Rädern
Fünf- bis zehntausend Pflanzfreudige sollen sich mit spielerischem Gärtnern eine Prise Selbstversorgung genehmigen und neue Erfahrungen sammeln – sei es auf dem Fenstersims, auf dem Balkon oder im improvisierten Gartenbeet vor der Haustüre.
Seit Februar werden in der Stadt nicht nur Gratissamenbeutel sondern auch 150 «Einkaufswägeli» verschenkt, die für einmal nicht mit Einkäufen gefüllt werden sollen. Vielmehr warten sie neben diversen Einzelkisten und Paletten darauf, von zukünftigen «Stadtbuure» als mobile Gärten bepflanzt zu werden und die Stadt zu verschönern. Man müsse die Leute auf Ideen bringen und anregen, wo überall Möglichkeiten bestehen, um etwas anzupflanzen – der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Das Interesse ist gross, bereits sind viele Reservationen eingegangen.
Anlässlich der ersten «Stadtbuurete» am 10. und 11. Mai können die Gartenwagen in Empfang genommen und gleich mit Erde gefüllt und bepflanzt werden. Sie sollen dann zuhause auf privatem Grund platziert und vor allfälligen Spassvögeln gesichert werden.
Am gleichzeitig stattfindenden Setzlingsmarkt können sich die Neugärtner ihr Grünzeug besorgen und von den anwesenden Fachleuten erste Tipps zum Pflegen eines Gartens bekommen. Später stehen auch Setzlings-Tauschbörsen auf dem Programm – der grünen Pracht sollte also nichts im Wege stehen.
Nachhaltigkeit hat hier Tradition
Schon zur Zeit der Industrialisierung wurde in Winterthur bei vielen Genossenschafts- oder Reihenhaussiedlungen «Pflanzblätze» und Pünten eingeplant. Selbstversorgung hat Tradition hier. Das Projekt «stadtbuure» scheint Alex Borer eine gute Gelegenheit, an Althergebrachtes anzuknüpfen und Know-how weiterzugeben. Die Idee für die «Stadtbuurete» ist der lockeren Gruppierung «Winterthur Nachhaltig» entsprossen.
Bereits letztes Jahr wurde in Zusammenarbeit mit der Stadtgärtnerei der Gemeinschaftsgarten «Büel» realisiert, der von einem bunt gemischten Gärtnerinnenvölkchen gepflegt wird. Willkommen ist hier, wer immer Lust hat, die Beete gemeinsam zu bestellen. Dabei gehen Anbau von Nahrungsmitteln und sozialer Austausch Hand in Hand.
Und die Schadstoffe in der Stadt?
«Langfristig suchen wir immer auch Anbauflächen», so Alex Borer, «doch ist es nicht so einfach, geeignete freie Flächen zu finden.» Der Boden dürfe auch nicht von Schadstoffen belastet sein, was bei brachstehenden Industrieflächen leider oft der Fall sei. Schadstoffe können in der Stadt auch zum Problem werden, wenn Rabatten an Strassen oder Verkehrsinseln mit Gemüse begrünt werden. An solchen Orten ist die Schadstoffbelastung schlicht zu hoch, sinnvoller sind Quartier-, Schüler- und Gemeinschaftsgärten auf geprüften Arealen. Aber auch hier gilt es, Begeisterung und Phantasie nicht ausgerechnet neben Feinstaub, Dieselruss, Pneu- und Bremsabrieb freien Lauf zu lassen. Doch das Bedürfnis der Stadtbevölkerung, sich ein Stück Natur zurückzuholen, ist gross und bedeutet nicht nur eine ökologische, sondern auch eine soziale Bereicherung.
Gemeinsame Ernte
Gerne würde man in Winterthur noch mehr gedeihen lassen. Was, wird sich vielleicht kommenden Herbst zeigen. Bei einem grossen Fest will man einen Teil der frisch geernteten Gemüse gemeinsam kochen, Erfahrungen austauschen und den Film übers gemeinsame Gartenjahr anschauen. Eine Begegnungsmöglichkeit für alle, die bis dahin vom grünen Fieber befallen sein werden. Und die Chance dafür ist gross. Denn wer hautnah miterlebt, wie aus einem Samen langsam ein Setzling heranwächst und schliesslich zur starken Pflanze wird, die eine köstlich aromatische Ernte bringt, möchte wohl nicht mehr darauf verzichten. Nachhaltigkeit beginnt vielleicht tatsächlich im Garten. Zurück zur Selbstversorgung wolle man in Winterthur nicht, versichert Alex Borer, doch vielleicht etwas näher zur Natur.
Veranstaltungen «Stadtbuure-Dorf» Winterthur
- 10.-11. Mai:Stadtbuurete: Mobile Gemüsegärten, Setzlingsmarkt, Konzerte, Speis und Trank
- 17. Mai: Urban Gardening Tauschbörse im Hof der Stadtbibliothek
- 30. Sept: Erntefest im Theater Winterthur
www.stadtbuure.ch
01. Mai 2014
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