Heiligendamm soll Atomgipfel werden

Die USA wollen beim G-8-Gipfel die Förderung der Atomkraft beschließen. Deutschland fühlt sich isoliert. Italien auch.


Die Abschlusserklärung des G-8-Gipfels in Heiligendamm könnte zu einem Plädoyer für Atomkraft werden. Das geht aus Erklärungsentwürfen hervor, die der taz vorliegen. Demnach verlangen die USA, einen umfangreichen Absatz zur «Diversifizierung von Energiequellen» einzufügen.

Darin heißt es: «Wir bestärken internationale Initiativen, die friedliche und kohlenstofffreie Nuklearenergie weiter zu entwickeln und das Potenzial der Nuklearenergie für den Energiebedarf der Entwicklungsländer zu verwirklichen.» Die Eingabe der US-Regierung ist auf April datiert. In einem Erklärungsentwurf der Bundesregierung vom selben Monat ist der Absatz zur Diversifizierung noch ohne Inhalt. Er steht in eckigen Klammern, was in der Sprache der Diplomaten die umstrittenen Punkte markiert.


Die Bundesregierung hält sich in offiziellen Stellungnahmen an den Beschluss zum Atomausstieg. Die Mehrheit der G-8-Staaten setzt dagegen weiter auf die Atomkraft. Nach Ansicht von Tobias Münchmeyer von Greenpeace ist das jedoch kein Grund zum Nachgeben. «Es stimmt nicht, dass Deutschland in der Atomfrage isoliert ist», sagte Münchmeyer der taz. Er verweist auf das G-8-Mitglied Italien, das den Atomausstieg längst beschlossen hat. Aus Gesprächen mit dem italienischen G-8-Chefunterhändler berichtet Münchmeyer: «In Italien besteht befremdlicherweise der Eindruck, dass Deutschland der Atomkraft neutral bis positiv gegenübersteht und die italienische Regierung isoliert ist.» Auf deutscher Seite führt das Wirtschaftsministerium die G-8-Verhandlungen.

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29. Mai 2007
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