Heldenreise: Auge in Auge mit dem Dämon

Das Weglaufen vor dem inneren Dämon hat ein Ende. Auf der Burg Waldeck im deutschen Hunsrück tummeln sich am letzten Augustwochenende 150 Heldinnen und Helden. Sie besuchen das sechste «Heldenfestival» des Vereins «Irgendwie Anders». Wer hier vier Tage lang an Selbsterfahrungs-Workshops teilnimmt und abends auf der kleinen Freilichtbühne feiert, hat sich mindestens einmal in seinem Leben seiner größten Angst gestellt: dem eigenen Dämon; hat mit ihm gekämpft und ihn vielleicht sogar lieben gelernt. Sie alle haben ihre persönliche «Heldenreise» gemeistert.


Hinter diesem Namen verbirgt sich ein Selbsterfahrungsseminar, das von «Irgendwie Anders» in Deutschland seit etwa 10 Jahren angeboten wird. Mit Methoden aus der Gestalt- und Körpertherapie, Meditationen, speziellen Atemtechniken sowie Traumreisen machen sich die Teilnehmenden auf den Weg zu sich selbst. Wie die Helden in alten Mythen und Märchen verlassen sie ihr gewohntes Umfeld, betreten eine Lernzone und lassen sich auf völlig unbekannte Erfahrungen ein. Nicht selten werden dabei Prozesse angestoßen, die den Rahmen gewohnter Alltagserfahrungen sprengen, Blockaden lösen und eingefahrene soziale Beziehungen und berufliche Strukturen in Bewegung bringen.


Die Idee der Heldenreise geht auf den US-Amerikaner Paul Rebillot zurück. 2007 gründeten fünf ehemalige Teilnehmende gemeinsam «Irgendwie Anders» e.V., um dem Seminarkonzept in Deutschland einen institutionellen Rahmen zu geben und es weiterzuentwickeln. Mittlerweile gibt es mehrere Folgeseminare, deren Namen über den Inhalt bereits einiges preisgeben: «Lovers Journey», «Family Circles», «Der Schatten» oder «Tod und Auferstehung».


Ungewöhnlich ist auch die Philosophie der Finanzierung. Im Teilnehmerbeitrag inbegriffen sind nur die Kosten für Unterkunft und Verpflegung. Alles weitere wird finanziert aus Spenden der Teilnehmenden. Das Ziel des Kostenkonzepts: jedem Menschen die Teilnahme zu ermöglichen, aber auch die Erfahrung, Geschenke von Herzen geben und annehmen zu können. Im 2016 sollen erstmals auch Heldenreisen in der Schweiz stattfinden.


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Weitere Informationen: www.irgendwie-anders.de


Der 45-jährige Autor ist ehemaliger Journalist, arbeitet heute als Fraktionsmitarbeiter im Göttinger Rathaus und trägt seit seiner Heldenreise erstmals seit 25 Jahren wieder kurze Haare.