Japanische Gewerkschaft zur Atom-Katastrophe

Während einer Pressekonferenz am 16. März lobte Yonekura Hiromasa, Vorsitzender von Nippon-Keidanren (Wirtschaftsverband Japan), die japanischen Atombehörden und sagte: „Japanische Kernkraftwerke sind so robust, dass sie dem größten Erdbeben der letzten tausend Jahre widerstehen. Es ist wunderbar. Japanische Atombehörden sollten stolz darauf sein.“ - „Der Unfall ist beherrschbar“ - „Ich bin nicht der Ansicht, dass die japanische Atompolitik an ihre Grenzen stößt.“ Welch eine Schamlosigkeit!

In Wirklichkeit droht in sechs Reaktorblöcken der Atomanlage die Kernschmelze, und die Rettungsarbeiten sind zum Stillstand gekommen. In diesem Moment treten hochradioaktive Stoffe aus den freiliegenden Brennstäben der Reaktoren aus. Hunderttausende von Menschen in der Umgebung sind immer noch gezwungen, in den Notunterkünften auszuharren. Diese Unterkünfte sind radioaktiver Verseuchung ausgesetzt. Die Menschen dort können nicht evakuiert werden. Für die Kapitalisten ist dieser Zustand „wunderbar“, in dem eine erschreckende Anzahl hilfloser Menschen vom Tod durch radioaktive Verstrahlung bedroht ist. Eine Schande ist das! Das ist Kapitalismus!


Kaum Informationen

Der Bürgermeister der Fukushima Stadtpräfektur in der vom Tsunami zerstörten Minami-Soma Region kritisiert voller Wut die Verwaltung: „Was sie tun ist, dass sie nach jeder Explosion den Reaktor mit Meerwasser kühlen. Es ist zu spät. Warum? Weil die Tokyo Electric Power Company (TEPCO) gezögert hatte, Meerwasser zu benutzen, weil sie befürchteten, dadurch die Reaktoren zu beschädigen. Als der Unfall im Reaktorblock passierte, hätte man auch die anderen Reaktoren mit Wasser kühlen müssen. Die Unglücke nach den Problemen mit Reaktorblock 1 waren alle von Menschen verursachte Katastrophen.“ – „Die Menschen hier fürchten die Kernschmelze in den Reaktoren. Es gibt weder Orte, an die man die Menschen bringen kann, noch stehen genügend Transportmittel für eine Evakuierung zur Verfügung.“

Trotz dieser katastrophalen Entwicklungen hat das Fernsehen heute fast keine Berichte darüber gesendet, was am Ort der Atomkatastrophe geschieht. Das ist eine vollkommene Nachrichtensperre. Obwohl wir seit Jahren immer wieder auf die Gefahren hingewiesen haben, die von Kernkraftwerken und der Atompolitik der Regierung ausgehen, ist die Katastrophe nun da. Leider konnten wir sie durch unsere Kritik nicht verhindern. Das ist sehr bedauerlich.

Rengo, das große nationale Gewerkschaftszentrum, das zusammen mit den Energieunternehmen für den Bau von Kernkraftwerken eingetreten ist, hüllt sich angesichts des Atomunfalls in totales Schweigen. Wir erleben nun auf schreckliche Art und Weise, was geschieht, wenn Gewerkschaften zum Werkzeug kapitalistischer Politik werden oder sich vor den Karren einer Regierung spannen lassen.

Wir sollten daraus lernen, uns wieder auf den eigentlichen Kern der Arbeiterbewegung zu besinnen und mit all unserer Kraft um unser Leben zu kämpfen.  


Regierung immer noch untätig und orientierungslos

Die Zahl der Toten wird offiziell mit mehr als 6.500 angegeben und 10.000 werden noch vermisst (Zahlen aus den Nachrichten). In vielen Städten und Dörfern weiß man nicht einmal, wie viele Menschen tot oder vermisst sind. Die Regierung bleibt untätig und hat keine Vorstellung davon, wie man die Krise angehen kann. In den Krankenhäusern, in denen sich die Flüchtlinge aufhalten, fehlen Medikamente. Fehlende medizinische Versorgung bedeutet den sicheren Tod für Kranke und Alte. Die Verwaltung überlässt sie einfach ihrem Schicksal. Sie tut nichts, um das Problem zu lösen.


Lasst uns selber die Verantwortung für unsere Gesellschaft übernehmen

Was passiert ist und was jetzt noch immer passiert nach diesem ungeheuren Erdbeben ist weit jenseits unserer gegenwärtigen Fähigkeiten. Jetzt ist der Augenblick gekommen, in dem wir zu unserem Anfangspunkt zurück finden müssen. Erstens müssen wir all unsere Kraft darauf konzentrieren, dass Hilfe in die betroffenen Gebiete kommt. Zweitens müssen wir gegen die drohenden Angriffe auf die Arbeiterklasse kämpfen. Was auch immer passiert und unabhängig von allen zukünftigen Entwicklungen gilt, dass die Schwierigkeiten und Probleme, die auf uns warten, nur eine kämpferische und sachkundige Gewerkschaft angehen kann, die bereit ist, Verantwortung in der Situation zu übernehmen. Von uns wird erwartet, dass wir auf diese Herausforderungen mit einem gewaltigen Schritt vorwärts reagieren. Das ist aber nur dann möglich, wenn wir eine enge Verbindung mit zornigen Arbeitern eingehen und das Vertrauen in die Einheit der Arbeiterklasse stärken. Das Hauptziel unseres Kampfes ist die Abwehr der Angriffe unserer Feinde in der ausufernden Entwicklung eines bankrotten Neo-Liberalismus. Lasst uns aufstehen und kämpfen!

 DORO-CHIBA (DC): National Railway Motive Power Union of CHIBA
(Nationale Eisenbahnergewerkschaft)

E-mail: [email protected]

Internet: http://www.doro-chiba.org/