Jetzt wird über Geld gesprochen

Über hundert Teilnehmer an der Auftaktveranstaltung des Vereins «Gelddebatten»

Die Schuldenkrise gefährdet auch die Demokratie. Dies ist das Fazit der Auftaktveranstaltung des neu gegründeten Vereins «Gelddebatten» vom vergangenen Montag im Zürcher Volkshaus. Über hundert Menschen kamen, um sich Ausschnitte aus dem Film «Macht ohne Kontrolle – die Troika» des Berliner Filmemachers und Journalisten Harald Schumann anzusehen und mit ihm über die Konsequenzen zu diskutieren.

Wir, die Bürger unsere Landes, brauchen mehr Hintergrundwissen und Debatten über das Schmiermittel unserer Volkswirtschaft: das Geld. Davon ist der neu gegründete Verein «Gelddebatten» überzeugt und setzt dabei auf «Filme, Gespräche und Initiativen». Wie solche Gelddebatten ablaufen können, zeigte die Auftaktveranstaltung vom vergangenen Montag im Zürcher Volkshaus. In zwei Blöcken wurden wesentliche  Ausschnitte aus Harald Schumanns neustem Film «Macht ohne Kontrolle – die Troika» gezeigt.  Auf dem Podium waren neben Harald Schumann auch Christoph Pfluger, geleitet wurde die Diskussion von Klaus Amman.


„Macht ohne Kontrolle - die Troika“ beleuchtet die „Rettung“ Griechenlands aus unterschiedlichsten Perspektiven. Wie Harald Schumann mehrfach zeigte, war der enorme Kredit, der das Land 2011 erhielt, nur unter Aufgebung der Regeln des internationalen Währungsfonds möglich gewesen.  Den Griechen wurden Sparmassnahmen aufgezwungen, die zu Massenentlassungen und entsprechender Armut führten. Sämtliche Massnahmen geschahen ohne parlamentarischen Diskussionen. Demokratische Prinzipien wurden ausgehebelt.  Schumann zeigte, dass der IWF direkt auf den Gesetzgebungsprozess in Griechenland Einfluss nahm. Die Regierung musste die Vorschläge für Gesetzesänderungen des IWF übernehmen - ansonsten wären keine Hilfszahlungen mit erfolgt.

Für Christoph Pfluger, als Mitglied der «Gelddebatten» auf dem Podium, ist die Lage Griechenlands nicht nur Ausdruck von Misswirtschaft und der Fahrlässigkeit der Banken, sondern auch unseres Geldsystems. Da Geld als Kredit geschöpft werde, der mit Zins und Zinseszins zurückbezahlt werden müsse, sei das Schuldenwachstum systemimmanent und Griechenland bloss das erste, aber mit Sicherheit nicht das einzige Land Europas, das unter dieser Last zusammenbreche. Nicht weitere Kredite, sondern nur ein Schuldenerlass könne Griechenland weiterbringen.

Welche Reformen sind nötig? Das vorwiegende bankenkritische Publikum interessierte sich vor allem für die Reformen, die nun angezeigt sind. Während Harald Schumann diese vor allem in einer vertieften Kontrolle der Banken, also die Wiedereinführung von Bretton Woods und steuerlichen Massnahmen sieht, hält Christoph Pfluger grundlegende Reformen, etwa ein Verbot der Kreditgeldschöpfung durch die privaten Banken, für unumgänglich.


Man kann die komplexe Welt des Geldes nicht an einem Abend analysieren und verändern. Thomas Gröbly vom Verein «Gelddebatten» kündigte denn auch schon weitere Veranstaltungen an. Und der Sekretär Fred Frohofer wünscht sich, dass die starke Zunahme an Mitgliedern – allerdings auf tiefem Niveau – anhält. Gelddebatten plant ab Herbst einen Zyklus im Miller’s Studio in Zürich, will aber in der ganzen Schweiz Gelddebatten in Gang bringen.


Weitere Informationen: www.gelddebatten.ch
Mitgliedschaft: Fr. 20.-/Jahr. Anmeldung




Unter der Leitung von Klaus Ammann (Radio SRF1) diskutierten der Filmemacher und Journalist Harald Schumann (Mitte) und Christoph Pfluger, Herausgeber der geldkritischen Zeitschrift «Zeitpunkt»