Krieg in den Köpfen

«Wenn wir den Kampf in den Strassen von Bagdad aufgeben, werden wir den Terroristen in New York und Washington gegenüberstehen», warnt Präsident Bush das Volk seit Jahren. Immer mehr Amerikanerinnen und Amerikaner erkennen: Gerade das Gegenteil trifft zu. Der «Kampf gegen den Terrorismus» ist nicht nach Bagdad oder Falludscha ausgelagert, sondern mitten in die eigene Gesellschaft hineingetragen worden. In ihrem neuen Buch über die USA analysiert Lotta Suter wie der Aggressionskrieg im Nahen Osten die USA auch im Innern aggressiver gemacht hat. Der Rechtlosigkeit im neuen Irak entspricht eine Zerrüttung des US-amerikanischen Rechtsstaates. Die Korruption beim Wiederaufbau reicht weit in die US-amerikanische Wirtschaft hinein. Und die Privatisierung dieses neuen Golfkrieges, in dem Söldner der boomenden Sicherheitsindustrie bereits zahlreicher sind als herkömmliche Soldaten, ermöglicht in den USA den Aufbau eines Katastrophenkapitalismus, der sich auf die Profitmaximierung in Kriegen und Krisen spezialisiert. Die fiebrige und propagandistische Irakberichterstattung schwächt die demokratische Öffentlichkeit an der Heimatfront. In diesem Ausnahmezustand braucht es nicht bloss Widerstand gegen den aktuellen Krieg, sondern auch eine Wiederbelebung der Idee des Friedens, den es so in den USA nicht mehr gibt.

 
Lotta Suter: Kein Frieden mehr – die USA im Kriegszustand. Rotpunktverlag, 2008. 290 S. Fr. 36.–, Euro 24,–. ISBN 978-3-85869-261-0
www.rotpunktverlag.ch
19. Mai 2008
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