Müllparadies BRD

In Deutschland entstehen gigantische Überkapazitäten für die Abfallverbrennung

Lange Zeit galt die Bundesrepublik als einer der Musterknaben im Umgang mit Müll. Bereits 1993 wurden mit der Technischen Anleitung Siedlungsabfall (TASi) die Weichen für die Abkehr von der Deponierung gestellt, seit dem 1. Juni 2005 ist das Ablagern nichtvorbehandelter Abfälle in Deutschland verboten. Parallel dazu wurden die Systeme zur Wertstoffgewinnung ausgebaut, von der Mülltrennung in Haushalten bis zur Nutzung von Abfällen in Kraftwerken. Der Ausbau der Kapazitäten für Müllverbrennung ging zügig voran, die Recyclingquote stieg stetig, auch durch Sondererfassungssysteme für Papier und Glas.

Doch das Saubermann-Image der deutschen Müllpolitiker ist mittlerweile reichlich angekratzt. Besonders im Osten Deutschlands gibt es in steter Regelmässigkeit Skandale um illegale Deponien. Unternehmen sparen sich auf diese Weise die Gebühren für Weiterverarbeitung bzw. Verbrennung ihrer Abfälle. Auch von illegalen Exporten nach Osteuropa, Afrika oder Asien wird regelmässig berichtet.

Doch ausser diesen kriminellen Machenschaften droht der Müllverarbeitung in Deutschland mittlerweile eine strukturelle Krise. Eine im Auftrag des Naturschutzbund Deutschland (NABU) vom Wirtschaftsforschungsinstitut prognos erstellte Studie kommt zu dem Ergebnis, dass in absehbarer Zeit grosse Überkapazitäten bei der Müllverbrennung entstehen könnten. Falls alle im Bau befindlichen oder geplanten Anlagen ihren Betrieb aufnehmen, könnten diese im Jahr 2020 bis zu 33 Millionen Tonnen Abfall verbrennen. Die im Inland anfallende Menge werde aber maximal 27 Millionen Tonnen betragen. Bei einem ökologisch und ökonomisch sinnvollen und auch von der EU geforderten - Ausbau der Recyclingwirtschaft würde die Menge sogar weit darunter liegen. Bereits jetzt sei Deutschland zum grössten Müllimporteur in der EU avanciert, so der NABU-Präsident Olaf Tschimpke bei der Vorstellung der Studie.

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http://www.jungewelt.de/2009/03-04/021.php
05. März 2009
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