Nestlé-Chef im Heks-Stiftungsrat
Der Generaldirektor von Nestlé Schweiz sitzt neu im Stiftungsrat des Hilfswerks der Evangelischen Kirchen Schweiz (Heks). Dagegen wehren sich engagierte Christen. Einen Interessenkonflikt kann Heks-Stiftungsratspräsident Claude Ruey nicht sehen.
Decorvet sei nicht als Nestlé-Vertreter, sondern als Privatmann und „kompetenter, entwicklungspolitisch versierter und kirchennaher Manager“ (Kirchenzeitschrift „reformiert.“) gewählt worden, so Ruey. Neben der internationalen Erfahrung sei vor allem das bisherige berufliche, kirchliche und soziale Engagement von Decorvet ein glaubwürdiger Grund für die Wahl, sagte Thomas Wipf, Präsident des Rates des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds SEK.
Kommerzielle, antigewerkschaftliche Politik
Der neue Chef von Nestlé Schweiz war in den vergangenen 17 Jahren in Asien für Nestlé tätig. Der 42-jährige Pastorensohn Decorvet leitete nach Stationen in Malaysia, Taiwan, Hongkong und China seit 2004 Nestlé Pakistan. Die Gesellschaft konnte in den letzten drei Jahren ihre Umsätze in Pakistan verdoppeln. „Unter Entwicklungsexperten ist die forcierte Kommerzialisierung der Milchwirtschaft in Pakistan durch den Nahrungsmulti umstritten, weil diese bislang Grundpfeiler der Selbstversorgung war“, stand im Tages Anzeiger. Und: „Laut dem internationalen Gewerkschaftsverband der Lebensmittelindustrie IUF wehrte man sich in zwei Fabriken erfolgreich gegen eine Praxis von Nestlé Asien: Arbeitnehmern sei nach einer ‚unechten’ Beförderung untersagt worden, in der Gewerkschaft zu bleiben.“
Wie Vasella im Unia-Vorstand
„Nestlé ist ein Nahrungsmittelkonzern - Heks unterstützt Landarbeiterinnen und deren Gewerkschaften in Drittweltländern. Nestlé treibt die Privatisierung des Wassers voran – Heks sieht Wasser als öffentliches Gut“, sagt der Berner Pfarrer Jürg Liechti in einem Streitgespräch mit Claude Ruey in „reformiert.“. Und fasst zusammen: „Heks und Nestlé vertreten nicht bloss unterschiedliche, sondern gegensätzliche Positionen. Die Wahl des Chefs von Nestlé Schweiz in den Heks-Stiftungsrat ist, wie wenn Novartis-Chef Daniel Vasella Einsitz nehmen würde in den Vorstand der Gewerkschaft Unia.“
In einer früheren Nummer derselben Zeitschrift wurde ein ähnlicher Vergleich gebraucht: Decorvet sei als Stiftungsrat «so deplatziert wie ein Umweltaktivist in einer Erdölgesellschaft».
Anwaltschaftliche Position in Gefahr
„Die Gefahr ist gross, dass das Heks als Hilfswerk, das sich für Arme und Ausgeschlossene einsetzt, dadurch seine pointierte anwaltschaftliche Position einschränkt“, meinen die 50 Unterzeichnenden der Unterschriftensammlung, die von Frauen aus der Berner Landeskirche initiiert wurde. Diese Position sei gerade für Nichtregierungsorganisationen zentral, die sich in Agrarprojekten in Entwicklungsländern engagierten, meint François Meienberg, Programmverantwortlicher «Ernährung und Landwirtschaft» bei der Erklärung von Bern.
Babymilchskandal und Wasserausbeutung
„Nestlé hat mit seinen Unternehmungen in Entwicklungsländern durch den Ankauf von Rohstoffen, den Verkauf von Produkten und auch als Arbeitgeberin eine grosse entwicklungspolitische Verantwortung, die sie nicht konsequent wahrnimmt.“ Meienberg erinnert auch an den Babymilchskandal, an Nestlés Profit mit Kaffee auf Kosten von Kleinbauern oder an die Wasserausbeutung in São Lourenço (Brasilien), die eine Quelle versiegen liess. Solche Missstände beobachten, beurteilen und kommunizieren könne nur eine Organisation, die unabhängig sei. „Von Nestlé würden wir nie Spendengelder annehmen“, so Meienberg.
Mehr Informationen:
Tages Anzeiger
reformiert.-Streitgespräch
Reformierte Presse
Decorvet sei nicht als Nestlé-Vertreter, sondern als Privatmann und „kompetenter, entwicklungspolitisch versierter und kirchennaher Manager“ (Kirchenzeitschrift „reformiert.“) gewählt worden, so Ruey. Neben der internationalen Erfahrung sei vor allem das bisherige berufliche, kirchliche und soziale Engagement von Decorvet ein glaubwürdiger Grund für die Wahl, sagte Thomas Wipf, Präsident des Rates des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds SEK.
Kommerzielle, antigewerkschaftliche Politik
Der neue Chef von Nestlé Schweiz war in den vergangenen 17 Jahren in Asien für Nestlé tätig. Der 42-jährige Pastorensohn Decorvet leitete nach Stationen in Malaysia, Taiwan, Hongkong und China seit 2004 Nestlé Pakistan. Die Gesellschaft konnte in den letzten drei Jahren ihre Umsätze in Pakistan verdoppeln. „Unter Entwicklungsexperten ist die forcierte Kommerzialisierung der Milchwirtschaft in Pakistan durch den Nahrungsmulti umstritten, weil diese bislang Grundpfeiler der Selbstversorgung war“, stand im Tages Anzeiger. Und: „Laut dem internationalen Gewerkschaftsverband der Lebensmittelindustrie IUF wehrte man sich in zwei Fabriken erfolgreich gegen eine Praxis von Nestlé Asien: Arbeitnehmern sei nach einer ‚unechten’ Beförderung untersagt worden, in der Gewerkschaft zu bleiben.“
Wie Vasella im Unia-Vorstand
„Nestlé ist ein Nahrungsmittelkonzern - Heks unterstützt Landarbeiterinnen und deren Gewerkschaften in Drittweltländern. Nestlé treibt die Privatisierung des Wassers voran – Heks sieht Wasser als öffentliches Gut“, sagt der Berner Pfarrer Jürg Liechti in einem Streitgespräch mit Claude Ruey in „reformiert.“. Und fasst zusammen: „Heks und Nestlé vertreten nicht bloss unterschiedliche, sondern gegensätzliche Positionen. Die Wahl des Chefs von Nestlé Schweiz in den Heks-Stiftungsrat ist, wie wenn Novartis-Chef Daniel Vasella Einsitz nehmen würde in den Vorstand der Gewerkschaft Unia.“
In einer früheren Nummer derselben Zeitschrift wurde ein ähnlicher Vergleich gebraucht: Decorvet sei als Stiftungsrat «so deplatziert wie ein Umweltaktivist in einer Erdölgesellschaft».
Anwaltschaftliche Position in Gefahr
„Die Gefahr ist gross, dass das Heks als Hilfswerk, das sich für Arme und Ausgeschlossene einsetzt, dadurch seine pointierte anwaltschaftliche Position einschränkt“, meinen die 50 Unterzeichnenden der Unterschriftensammlung, die von Frauen aus der Berner Landeskirche initiiert wurde. Diese Position sei gerade für Nichtregierungsorganisationen zentral, die sich in Agrarprojekten in Entwicklungsländern engagierten, meint François Meienberg, Programmverantwortlicher «Ernährung und Landwirtschaft» bei der Erklärung von Bern.
Babymilchskandal und Wasserausbeutung
„Nestlé hat mit seinen Unternehmungen in Entwicklungsländern durch den Ankauf von Rohstoffen, den Verkauf von Produkten und auch als Arbeitgeberin eine grosse entwicklungspolitische Verantwortung, die sie nicht konsequent wahrnimmt.“ Meienberg erinnert auch an den Babymilchskandal, an Nestlés Profit mit Kaffee auf Kosten von Kleinbauern oder an die Wasserausbeutung in São Lourenço (Brasilien), die eine Quelle versiegen liess. Solche Missstände beobachten, beurteilen und kommunizieren könne nur eine Organisation, die unabhängig sei. „Von Nestlé würden wir nie Spendengelder annehmen“, so Meienberg.
Mehr Informationen:
Tages Anzeiger
reformiert.-Streitgespräch
Reformierte Presse
25. Juli 2008
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