Viele Künste bewähren sich auch im therapeutischen Einsatz. So gibt es die Mal-, Musik-, Sprach-, Bewegungs-, Plastizier- oder die Schauspieltherapie. «Warum nicht die Kunst der Architektur als Kunsttherapie anwenden?» fragt der Kunsttherapeut Prof. Reinhold Johann Fäth in seinem vor kurzem erschienenen Buch mit dem Titel «Designtherapie – die therapeutische Dimension von Architektur und Design».

Logisch: Wenn Häuser krank machen können – und das tun sie bekanntlich – dann können sie einen vielleicht auch wieder gesund werden lassen. Oder: Wenn ein schwieriges Bauprojekt einen fast ins Grab bringen kann, dann sollte gelingendes Bauen doch therapeutisch wirken.
Das ist aber mit Fäths Ansatz nicht gemeint. Es geht ihm um die Architektur im kleinen Massstab, um Kästchen, Möbel oder Modelle. So hat er mit Heroinabhängigen unter dem Motto «sich selbst besitzen» ein Stuhlbauprojekt durchgeführt.



Wie der Anthroposoph Fäth auf die Architektur als Therapie gekommen ist, beschreibt er so: «In der kunsttherapeutischen Arbeit habe ich mich oft gefragt, wie jemand seine Gedanken, Wünsche und Phantasien nicht nur aufs Papier, sondern auf den Boden bringt. Welche künstlerischen Mittel korrespondieren mit: ‹auf den Boden der Tatsachen kommen›? – ‹Verschlossenheit› und ‹Offenheit›? – ‹Ganz aus dem Häuschen sein›? – ‹Dachschaden am Oberstübchen›? – ‹Äusserer Fassade› und innerer Wirklichkeit? – ‹Tragfähigkeit› einer ‹Beziehungskiste› ohne ‹Hintertürchen›? Wie kann man jemandem mit kunsttherapeutischen Mitteln helfen, wieder ‹Herr im eigenen Haus› zu werden?».



Das Buch bietet vielleicht etwas zu knappe praktische Antworten auf diese Fragen, aber es eröffnet ein neues Fachgebiet, das man ja auch privat nutzen kann, z.B. um seine Beziehungskiste zu reparieren, indem man zuerst eine Kiste bastelt.

Reinhold Johann Fäth: Designtherapie – die therapeutische Dimension von Architektur und Design. Pforte Verlag, 2007. 148 S. Fr. 32.-


http://www.designtherapie.de