Nichts gelernt
«Kleine Geschichte der Finanzkrisen» von Christian Chavagneux
Die Geschichte ist eine unablässige Folge von Auf- und Abschwüngen, oft krisenhaft, gelegentlich katastrophal. Dies zeigt die «Kleine Geschichte der Finanzkrisen» des französischen Journalisten Christian Chavagneux, die der Rotpunkt-Verlag vor kurzem auf deutsch herausgebracht hat. Trotz ihrer Regelmässigkeit, waren die Krisen nicht unvermeidbar. «Meistens wurden sie sogar von Zeitgenossen vorhergesehen», schreibt Chavagneux.
Warum schenkt man den Warnern niemals Gehör? Der französische Ökonom André Orléan spricht von «Blindheit vor der Katastrophe» und nennt drei verstärkende Faktoren: Zum einen glauben wir, es sei diesmal alles anders und die Lehren aus früheren Krisen seien nicht anwendbar. Der zweite Faktor ist das Vertrauen in die «Weisheit der Masse». Tatsächlich muss man, um als Investor Erfolg zu haben, nicht den wahren Wert einer Anlage kennen, sondern die Bewegungen des Marktes vorhersehen. Je länger die Masse mit Irrtümern finanzielle Erfolge erzielt, desto grösser ist dann aber der Absturz. «Der dritte Faktor schliesslich», schreibt Chavagneux, «beruht auf der … widerlegten Vorstellung, dass Menschen die viel Geld verdienen, zwingend intelligent sein müssten und sich in ihrer Einschätzung dessen, was man kaufen sollte und was nicht, kaum irren könnten.»
Die Lehre die man daraus ziehen kann: Lassen wir uns doch von denen mit den dicken Konten nicht mehr für dumm verkaufen!
Christian Chavagneux: Kleine Geschichte der Finanzkrisen – Spekulation und Crash von 1637 bis heute. Rotpunkt Verlag, 2013. 272 S. Fr. 38.–/€ 29.90.
Im Buch nimmt der renommierte Wirtschaftsjournalist neben der gegenwärtigen vier weitere große Finanzkrisen unter die Lupe: die holländische Tulpenkrise des 17. Jahrhunderts, die Mississippi-Spekulation John Laws im 18. Jahrhundert, die US-amerikanische Krise von 1907 und die Weltwirtschaftskrise von 1929. Er beleuchtet die jeweilige historische, politische und gesellschaftliche Situation und arbeitet Schritt für Schritt die Gemeinsamkeiten heraus.
Die holländische Tulpenmanie der 1630er Jahre gilt als die erste Spekulationsblase der Wirtschaftsgeschichte und an ihr kann man bereits den entscheidenden Bestandteil aller folgenden erkennen. Richtig losgetreten wurde die Spekulation nämlich erst, als wegen der übergrossen Nachfrage nach Tulpenzwiebeln nicht nur echte Pflanzen, sondern auch Bezugsrechte verkauft wurden. Die Käufer sicherten sich gegen eine Gebühr von 2,5 Prozent eine notariell beglaubigte Option, die zur Erntezeit erfüllt werden musste, in der Regel aber schon vorher mehrmals gewinnbringend die Hand wechselte. Man konnte also mit relativ wenig Geld und einem Versprechen an die Zukunft einen satten Profit einstreichen.
Warum schenkt man den Warnern niemals Gehör? Der französische Ökonom André Orléan spricht von «Blindheit vor der Katastrophe» und nennt drei verstärkende Faktoren: Zum einen glauben wir, es sei diesmal alles anders und die Lehren aus früheren Krisen seien nicht anwendbar. Der zweite Faktor ist das Vertrauen in die «Weisheit der Masse». Tatsächlich muss man, um als Investor Erfolg zu haben, nicht den wahren Wert einer Anlage kennen, sondern die Bewegungen des Marktes vorhersehen. Je länger die Masse mit Irrtümern finanzielle Erfolge erzielt, desto grösser ist dann aber der Absturz. «Der dritte Faktor schliesslich», schreibt Chavagneux, «beruht auf der … widerlegten Vorstellung, dass Menschen die viel Geld verdienen, zwingend intelligent sein müssten und sich in ihrer Einschätzung dessen, was man kaufen sollte und was nicht, kaum irren könnten.»
Die Lehre die man daraus ziehen kann: Lassen wir uns doch von denen mit den dicken Konten nicht mehr für dumm verkaufen!
Christian Chavagneux: Kleine Geschichte der Finanzkrisen – Spekulation und Crash von 1637 bis heute. Rotpunkt Verlag, 2013. 272 S. Fr. 38.–/€ 29.90.
Im Buch nimmt der renommierte Wirtschaftsjournalist neben der gegenwärtigen vier weitere große Finanzkrisen unter die Lupe: die holländische Tulpenkrise des 17. Jahrhunderts, die Mississippi-Spekulation John Laws im 18. Jahrhundert, die US-amerikanische Krise von 1907 und die Weltwirtschaftskrise von 1929. Er beleuchtet die jeweilige historische, politische und gesellschaftliche Situation und arbeitet Schritt für Schritt die Gemeinsamkeiten heraus.
Die holländische Tulpenmanie der 1630er Jahre gilt als die erste Spekulationsblase der Wirtschaftsgeschichte und an ihr kann man bereits den entscheidenden Bestandteil aller folgenden erkennen. Richtig losgetreten wurde die Spekulation nämlich erst, als wegen der übergrossen Nachfrage nach Tulpenzwiebeln nicht nur echte Pflanzen, sondern auch Bezugsrechte verkauft wurden. Die Käufer sicherten sich gegen eine Gebühr von 2,5 Prozent eine notariell beglaubigte Option, die zur Erntezeit erfüllt werden musste, in der Regel aber schon vorher mehrmals gewinnbringend die Hand wechselte. Man konnte also mit relativ wenig Geld und einem Versprechen an die Zukunft einen satten Profit einstreichen.
12. Juli 2013
von:
von:
- Anmelden oder Registieren um Kommentare verfassen zu können