Nicolas Rimoldi macht «zufällig» Halt am Geburtsort von Hitler

Nur der kompromisslose Einsatz für unsere Grundrechte verhindere Diktatoren wie Hitler und Stalin, begründet der Präsident von «mass-voll» die umstrittene Aktion. Entgegen seinen öffentlichen Beteuerungen muss Rimoldi also genau gewusst haben, wo er eine Pause einschaltete.

Nicolas Rimoldi an der Remigrations-Demo in Wien (Twitter-Account von Nicolas Rimoldi)
Nicolas Rimoldi an der Remigrations-Demo in Wien (Twitter-Account von Nicolas Rimoldi)

Was ist nur in Nicolas Rimoldi, Präsident der Corona-kritischen Bewegung mass-voll und Nationalratskandidat gefahren? Angeblich ohne zu wissen, dass es sich um Hitlers Geburtsort handelt, hat er auf der Rückreise von einer «Remigrations-Demo» in Wien mit viele schwarzen Fahnen in Braunau Halt gemacht. (Dazu kurzes youtube-video)

Dass der Pausenhalt am geschichtsträchtigen Ort einem Zufall geschuldet ist, wie Nicolas Rimoldi sagt, wirkt unglaubwürdig. Warum hat er denn ein Bild vom Zwischenhalt in Braunau auf Instagram veröffentlicht, wenn damit nicht eine Botschaft vermittelt werden soll?

Auf Anfrage hat mir Nicolas Rimoldi geschrieben: «Nur der kompromisslose Einsatz für unsere Grundrechte verhindert Diktatoren wie Hitler und Stalin. Daran müssen wir jeden Tag erinnern!» Die Antwort zeigt, dass sich Rimoldi der Symbolkraft des Ortes durchaus bewusst war.

Die Pause in Braunau hat «aufrecht Schweiz», die andere politische Bewegung, die mit den Stimmen aus der «Bürgerrechtsbewegung» in den Nationalrat will, zu einer Stellungnahme bewogen.

Wiederholt sei es vorgekommen, schreibt «aufrecht Schweiz» in einer Mitteilung, «dass unsere Wahl-Erfolge Mass-Voll zugeschrieben wird [sic!]. … Wir sind nicht Mass-Voll und haben nichts mit ihnen zu tun!» Es handelt sich um zwei verschieden Vereine, «mit grundlegend verschiedener Philosophie, verschiedenem Auftreten»

So unterschiedlich sind die beiden Gruppierungen allerdings nicht. Sie berufen sich beide auf den Schutz der verfassungsmässigen Rechte, die in der Pandemie verletzt wurden. Sie bauen auf die – schwindende – Stimmkraft der corona-kritischen Bewegung. Und sie haben beide Führungspersonal, das in der «Bürgerrechtsbewegung» umstritten ist.

«mass-voll», das heisst vor allem Nicolas Rimoldi, hat allerdings eine wesentlich höhere Medienpräsenz. Zudem hat mass-voll mit der SVP Listenverbindungen geschafft. Wie erfolgreich diese Strategie für beide Partner allerdings ist, wird sich weisen.

Naheliegender wären Listenverbindungen zwischen den beiden Gruppierung gewesen. Aber dem standen Animositäten im Wege, welche die Bürgerrechtsbewegung seit der Abstimmungsniederlage bei der zweiten Abstimmung zum Covid-19-Gesetz von Ende November 2021 zunehmend belasten.


Mehr dazu: 20 Minuten: Warum reisen Sie in Adolf Hitlers Geburtsort, Massvoll-Chef Rimoldi? 31.7.2023


Kommentar von Nicolas Rimoldi nach Erscheinen:

«Finde Deinen Artikel peinlich, erstens die faktenferne Behautung, aufrecht und mass-voll seien zerstritten, weil Jetzer [Präsident von aufrecht] was schreibt, zweitens stellst du uns als gleichstark etc. dar und reduzierst mass-voll auf mich.»

Kommentare

Unbegründeter Skandalisierungsversuch

von jseiler
Es ist nicht nachvollziehbar, wieso ein Besuch in Braunau von Herr Rimoldi skandalisiert werden soll. Ausser, es geht darum, ihm damit eine fadenscheinige und lächerliche braune Gesinnung zu unterstellen! P.S. ich war vor vielen Jahren auch mal dort vor dem Geburtshaus Hitlers. Daran ist doch nichts auszusetzen. Ich betrachte diesen Verweis als einen Ausrutscher in einen Übermoralisierungsmodus, vor welchem wir uns eigentlich stets hüten sollten. Solches kann schnell mal an Verleumdung grenzen.

nur Indiz?

von manrei
Die Antwort zeigt für mich nicht, dass sich Rimoldi der Symbolkraft des Ortes bewusst war, die Antwort ist für mich nur ein starkes Indiz dafür. Mir persönlich ist es sehr wichtig Beobachtungen genau von Interpretationen zu unterscheiden. Dass Rimoldi nicht mitbekommen haben sollte, dass Braunau der Geburtsort Hitlers ist, ist schon merkwürdig.