Warnung: Gefährliche Inhalte

Wahrheit ist gefährlich – in einem System, das auf etwas anderem aufbaut als der Wahrheit. Aber Charles Eisenstein hat einen mächtigen Verbündeten, auch gegenüber den Youtube-Nutzungsbedingungen.

Was kann ihm schon passieren? (Bild zVg von CE)

Heute auf unserer Speisekarte: Kohlenhydratarme Shitaki-Scones mit höhlengereiftem Steckrübenschaum, Oxnard-Kürbis Stroganoff mit sautiertem Jakobsmuschelpudding und Bermuda-Dreieck-Ziegenpilaw an Mandarinen-Gojibeerenkompott mit trocken gerösteter Chèvre-Sauce.

Irgendwie bin ich jetzt völlig vom Thema abgekommen. Was ich eigentlich sagen wollte, war so etwas wie «ein Kompott aus Entrüstung und Ungläubigkeit und obendrauf ein doppelter Überzug Ironie». Aber dann dachte ich mir, bevor ich einen so prätentiösen Satz schreibe, sage ich lieber etwas anderes.

Kommen wir zur Sache. Ich möchte zwei Videos auf YouTube teilen. Nur, sie verstossen gegen YouTubes neue Nutzungsbedingungen. Eins davon verstösst so eklatant dagegen, dass mir vor Angst regelrecht die Zähne klappern, wenn ich an die schrecklichen Strafen denke, die mich bald ereilen könnten.

Wisst ihr, mein Sohn Cary und ich hören uns gerade eine Podcast-Serie über die Geschichte Roms an – und das ist, wie mein Bruder es nennt, «eine Geschichte dessen, was passiert, wenn die Bösen gewinnen». Die Römer behandelten ihre Widersacher nicht besonders gut. Nun sitzen die von YouTube zwar nicht in Rom, aber ihr wisst ja, die westliche Zivilisation … Bla, bla, bla.

Bestrafungen wie das Auspeitschen, das Kreuzigen, das Ausweiden und Vierteilen und so weiter bestehen in ihrer metaphorischen Form im Internet fort. Nicht, dass es wirklichen Mutes bedürfe, die Nutzungsbedingungen von YouTube zu verletzen, aber – von meinem bequemen Homeoffice aus betrachtet – begnüge ich mich gern mit dem metaphorischen Mut.

Ausserdem habe ich dieses Piratenbild hier an meiner Wand hängen. YouTube sollte sich besser nicht mit mir anlegen, denn ich versichere euch, ich habe es mindestens genauso faustdick hinter den Ohren wie dieser Pirat.

Wo war ich stehen geblieben? Ah ja, das Video. Es ist ein Interview mit einer Frau, Kate Keville, bei deren Sohn Hodenkrebs im vierten Stadium diagnostiziert wurde. Sie konnte ihn mit einer alternativen Therapie heilen. Das Erstaunliche an der Geschichte ist, dass es zu einer sehr schnellen und vollständigen Heilung kam. 

Und da haben wir schon die erste «Schicht der Ironie»: Etwas, das genau das Gegenteil von gefährlich ist, wird als gefährlich gekennzeichnet und zum Schutz der Öffentlichkeit von der Plattform verbannt.

Besonders erhellend fand ich am Video die Reaktion des Onkologen, der stellvertretend für das gesamte medizinische System in all seiner Arroganz und Brutalität stehen mag. Was der Onkologe mit ihrem Sohn vorhatte, hätte selbst Lucius Tarquinius Superbus die Schamesröte ins Gesicht getrieben. 

Und darin liegt die zweite Schicht der Ironie. Videos wie dieses SIND in der Tat gefährliche Inhalte. Sie sind gefährlich für die etablierte Macht – nicht nur für den medizinisch-industriellen Komplex, sondern auch für die grösseren Institutionen, in denen dieser verankert ist.

In den letzten Jahren habe ich bemerkt, wie Informationen über alternative Heilmethoden zusehends aus den Ergebnissen der Suchmaschinen verschwanden. Zweifellos können einige dieser Informationen wirklich gefährlich sein. Sie können falsche Hoffnungen schüren und Menschen davon abhalten, wirksame Hilfe in Anspruch zu nehmen. 

Sie können riskante Behandlungsmethoden empfehlen, die mehr Schaden als Nutzen bringen. Die Informationen im Mainstream bergen jedoch genau dieselben Gefahren – und zwar in noch grösserem Ausmass.

Nur wenn Peer-Review-Verfahren solide und die wissenschaftliche Vorgehensweise von Macht- und Profitgier unbeeinträchtigt wären, könnte man zu Recht behaupten, dass die allgemein anerkannte Lehrmeinung verlässlich und wahr ist. Wer die Kraft alternativer Heilmethoden erfahren hat und erlebt hat, wie diese von offiziell anerkannten medizinischen Autoritäten blind geleugnet werden, weiss, dass die für die medizinischen Erkenntnisse verantwortlichen Institutionen unsolide sind.

Die «gefährlichen Inhalte”, die ich heute mit euch teile, sind nicht nur für Profit und Status gewisser Mediziner und für die Institutionen, denen diese angehören, gefährlich. Sie gefährden ebenso die Weltanschauung, die diesen Institutionen zugrunde liegt. Sie zeigen nämlich, dass das Verständnis der Wirklichkeit in unserer Kultur erbärmlich unvollständig ist. 

Ich wurde mir dieser Tatsache zum ersten Mal in meinen Zwanzigern bewusst, als ich in Taiwan lebte und dort auf Phänomene traf, die jenseits all dessen lagen, was mein Yale-Studium mir als Realität vermittelt hatte. Diese Phänomene bestätigten einen unausgesprochenen, insgeheim lang gehegten Verdacht: «Das kann nicht alles gewesen sein.» 

Ich erahnte ein Geheimnis, etwas Wundervolles jenseits der Grenzen der Wirklichkeit, wie man sie mir dargestellt hatte. Allerdings standen meine Ausbildung und Erziehung im Gegensatz zu dieser Ahnung, doch meine persönlichen Erfahrungen in Taiwan (mit chinesischer Medizin, Qigong etc.) bestätigten, schürten und nährten sie.

Auch diese Information ist gefährlich. Sie kann dazu führen, dass du dich von den Strukturen löst, die die Welt, wie wir sie kennen, aufrechterhalten. Sie kann deinen Ehrgeiz, an die Spitze zu gelangen, zunichtemachen. Sie kann dich zum Dilettanten machen. Sie kann dir deinen Enthusiasmus nehmen, mit dem du an der normalen Gesellschaft teilnimmst. 

Sie kann dich an den Rand drängen, dich zu einer Dissidentin machen, zu einem Rebellen. Sie kann dazu führen, dass du alles, was an unserer Zivilisation gut ist und alles, was an ihr schlecht ist, gleichermassen ablehnst. Sie kann dich dazu bringen, dass du der Welt angewidert den Rücken kehren willst. Wie ihr seht, bergen die Informationen in den «Miracle Stories» – den Wundergeschichten - neben den vorgeblichen Gefahren auch solche, die real sind.

Die Hüter der realitätsdefinierenden Geschichte unserer Kultur erkennen Informationen, die dieser Geschichte gefährlich werden könnten, instinktiv. Es ist nicht so, dass sie einfach bewusst alles zerstören, was sich ihrem Streben nach Macht und Profit in den Weg stellt. Wenn du versuchst, die Machtelite so zu verstehen, wirst du sie niemals durchschauen. 

Du wirst sie, so wie sie dich, nur teilweise verstehen. Die Hüter der allgemein anerkannten Wahrheit empfinden Informationen, die diese infrage stellen, als persönlichen Angriff. Es handelt sich in der Tat um einen Angriff auf ihre Identität, auf ihre Wahrnehmung der Realität. Hab Erbarmen mit ihnen.

Erwartest du etwa von dem Arzt in Kates Geschichte, dass er sagt: «Oh mein Gott, meine gesamte Karriere war umsonst. Ich habe unzähligen Patienten geschadet, in der Annahme, ihnen zu helfen. Ich werde meinen Beruf aufgeben, auch wenn meine Freunde und Kollegen mir dann den Rücken kehren …» Manchmal tun Menschen so etwas, doch solch tapfere Individuen sind eine Seltenheit.

Die Strukturen der Zensur, algorithmische Unterdrückung, Shadowbans, verzerrte Suchergebnisse, all das ist Teil eines Programms zur Aufrechterhaltung einer falschen Realität. Aber diese falsche Realität, diese Geschichte der Welt wird alt und wackelig. Es könnte der Moment kommen, in dem sehr, sehr viele von uns bereit sind, irgendeine Version dessen zu sagen, was Kates Arzt nicht sagte. Selbst er, da bin ich sicher, trägt dieselbe stumme Ahnung in sich, die in mir erwachte, als ich in Taiwan war, und die immer erneuert wird, wenn ich eine Geschichte wie die von Kate höre.

Noch ist das Video da (ich habe es als «nicht gelistet» eingestellt). Wenn es entfernt wird, werde ich es irgendwo anders posten und es euch wissen lassen. Ich werde das nächste Mal auch noch über das andere Video schreiben, das ich zu Beginn erwähnte.


Übersetzt von Janet Klünder, korrekturgelesen von Ingrid Suprayan und Christoph Peterseil. Audioversion gelesen von Marcus Jurk. Die englische Originalfassung dieses Blogbeitrages ist hier zu finden.


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