Rating-Agenturen: Prädikat «gekauft»

Wes Brot ich ess, des Lied ich sing. Besonders deutlich zeigt sich dies bei den Rating-Agenturen, die grösstenteils Banken, Hedge- und Investmentfonds gehören. Sie erleichtern das Schuldenmachen durch beschönigende Ratings und steigern hinterher die Zinsprofite durch schlechte Zensuren, die die Zinsen in die Höhe treiben. Sie entscheiden mit zum Teil willkürlichen Kriterien über das Schicksal ganzer Staaten. So ist Griechenland, ihr prominentestes Opfer, keineswegs das am höchsten verschuldete Land der Eurozone.

Im neusten Buch von Werner Rügemer wird erstmals die Eigentümerstruktur der drei grossen Agenturen offengelegt: Es handelt sich dabei um Hedge- und Investmentfonds, die aus der hohen und dauerhaften Verschuldung von Unternehmen, Staaten und Konsumenten Gewinn ziehen.
Detailliert untersucht der Autor die Kriterien und Arbeitsweisen der Agenturen. Er zeigt: Ihre Macht gewinnen die Rating-Agenturen durch ihre Eigentümer, aber auch durch die staatlich und überstaatlich erteilte Wächterfunktion. Sie sind mit Fonds, Banken, Staaten, Zentralbanken, Europäischer Union und Internationalem Währungsfonds Teil der gegenwärtigen Kapitalmacht.


Werner Rügemer: Rating-Agenturen – Einblicke in die Kapitalmacht der Gegenwart. transcript Verlag, Bielefeld, April 2012, ca. 158 Seiten, ISBN 978-3-8376-1977-5

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Interview mit Werner Rügemer aus der Zeitschrift «Hintergrund»