So sehen Greta Thunbergs Eltern ihre Tochter

Malena Ernmanns und Svante Thunbergs Buch «Szenen aus dem Herzen» zeigt viele Widersprüche auf, die das Phänomen Greta Thunberg von Anfang an kennzeichneten.

16-jähriges Mädchen mit braunen Zöpfen sitzt an eine Mauer gelehnt auf dem Boden, neben sich ein Schild, auf dem auf Schwedisch «Strejk» und weitere unvollständige Wörter stehen. Das Mädchen blickt in die Kamera
Greta Thunberg streikt fürs Klima. (Bild: S. Fischer)

In einer der eindrücklichsten Szenen des Buches schildert Mutter Malena Ernmann, wie sie und ihr Mann Svante Thunberg ihre Tochter Greta mitnehmen an die Universität Uppsala, um den Klimaforschern Kevin Anderson und Isak Stoddard «Gretas Projekt» vorzustellen. Stoddard ist Direktor des Center for Environment and Development der Universität Uppsala und Mitglied des Club of Rome. Papa Svante spricht für seine Tochter:

«Aber Greta findet, dass Protestieren allein nicht mehr reicht. Es braucht eine Art zivilen Ungehorsam. Stimmt’s Greta?» Greta nickt. Im folgenden Satz dann die äusserst erhellende Bemerkung: «Svante stellt die Fragen immer, wenn er für Greta das Wort ergreift, weil ihr Mutismus sie blockiert.» (S.226/227)

Eindrücklicher könnte man nicht zeigen, von wem hier die Initiative ausgeht. Die Szene steht jedoch in eklatantem Widerspruch zu dem Satz, den die Autorin und Mutter eine halbe Seite später schreibt, dass nämlich «das fast unsichtbare Mädchen auf dem Stuhl am Fenster sich dazu entschieden hat, ins Rampenlicht zu treten, ganz allein, mit eigenen Worten und Gedanken, um die Grundfesten der gegenwärtigen Weltordnung zu erschüttern».

Was hier deutlich wird, ist der verblüffende Widerspruch zwischen den beiden Gretas: auf der einen Seite das zur Erlöserin verklärte Kind, das die Welt aus den Angeln hebt, und auf der anderen Seite das autistisch gestörte Kind, gefangen in seiner Stummheit und Verweigerung von Teilnahme an seiner Umwelt.

Dieser Widerspruch zieht sich durch das gesamte Buch, und es ist nicht klar, ob die Autorin sich dessen nicht bewusst ist, oder ob sie ihn unaufgelöst stehen lässt, weil er Teil ihrer eigenen Gefühlslage und Befangenheit ist.

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