Soll die Dritte Welt nur unverarbeitete Fische liefern?

Die EU erhebt keinen Zoll auf unverarbeitete, gefrorene Thunfische aus einem Drittweltland. Exportiert das gleiche Land aber Thunfisch in Büchsen, verlangt die EU einen Zoll von 24 Prozent.

Dieses Beispiel ist typisch für das Verhalten der hochentwickelten Wirtschaften des Nordens gegenüber dem Süden. Ländern, deren Wirtschaft am Anfang der Entwicklung steht, müssten wir einen möglichst hohen Anteil der Wertschöpfung belassen. Stattdessen setzen die ehemaligen Kolonialmächte ihre alte Politik fort, importieren nur billige, unverarbeitete und anonyme Rohware, die sie selber verarbeiten.
Gleichzeitig verlangt der reiche Norden von den Entwicklungsländern mehr Qualität, mehr Hygiene, mehr Dokumentation. Gewiss, da liegt noch manches im Argen, gerade bei Fisch. Doch wie soll ein Entwicklungsland in die Verbesserung seiner Infrastruktur investieren können, wenn man ihm die dafür nötige Wertschöpfung wegnimmt? So droht einem Drittweltland am Ende gar, dass seine Fischerei die EU-Importbewilligung verliert, wie unlängst Pakistan.

Für uns war es von Anfang an klar: Die fairen Fische müssen vor Ort verarbeitet werden, und sie müssen die Geschichte ihrer Herkunft erzählen. Jede Portion fairer Fische ist vollständig in Senegal hergestellt worden, vom Fang über die Kontrolle, vom Filettieren über das Abpacken und Etikettieren - dank unserer technischen und finanziellen Hilfe. Die Nummer auf der Etikette führt zurück zum Dorf, zur Fischhändlerin und ihren Fischern, welche die Fische für fair-fish gefangen haben.
Heinzpeter Studer, fair-fish
Quelle: http://fair-fish.ch
21. Mai 2007
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