Unstatistik: Das Gegenteil ist wahrer
«Der PSA-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs kann das Sterberisiko um mehr als ein Fünftel senken.» Diese frohe Botschaft verbreitete die Schweiz. Depeschenagentur SDA in einer Mitteilung, die von führenden Tageszeitungen abgedruckt wurde, u.a. vom «Tagesanzeiger» und vom «Bund». Nur: Sie ist so irreführend, dass sie im Grund falsch ist.
Ein Fünftel weniger Tote – das tönt beeindruckend, aber nur solange man die absoluten Zahlen nicht kennt, die in der Originalstudie auch genannt werden. An Prostata-Krebs starben von 162’000 Männern, die an der europaweiten Studie teilnahmen innerhalb von 13 Jahren 0,6 Prozent der Nicht-Getesteten und etwas weniger als 0,5 Prozent der Männer, die am Screening teilnahmen. Die absolute Reduktion beträgt also nur gerundet 0,1 Prozent, eine Winzigkeit im Vergleich zu den relativ gerechneten 20 Prozent.
Der eingangs zitierte Satz aus der SDA-Meldung enthält noch eine weitere krasse Ungenauigkeit. Bei der erwähnten Reduktion des Sterberisikos handelt es sich nämlich nur um das Risiko, an Prostata-Krebs zu sterben. Wenn man das weiss, sieht die Sache noch einmal ganz anders aus. Die Screenings haben nämlich eine Reihe unerwünschter Nebenwirkungen, namentlich Fehl- und Überdiagnosen, die ebenfalls mit Risiken behaftet sind. «Auf jeden Mann weniger, der dank der Diagnose Prostatakrebs stirbt, kommen 27 Männer, welche unnötig operiert oder bestrahlt werden, was zu Inkontinenz und Impotenz führen kann.» So fasst Gerd Gigerenzer den Unsinn der Statistiken rund um Prostata-Screeenings zusammen.
Der Berliner Psychologe knöpft sich seit 2012 zusammen mit seinen Professorenkollegen, dem Bochumer Ökonomen Thomas Bauer und dem Dortmunder Statistiker Walter Krämer jeden Monat eine «Unstatistik des Monats» vor und reduziert sie auf die nackten Tatsachen. Und die liegen oft am anderen Ende der Wahrheitsskala.
Weitere Beispiele sind zu finden auf www.unstatistik.de
oder für Menschen, die den Unsinn mit Unstatistiken wirklich begreifen wollen, im Buch
«Warum dick nicht doof macht und Genmais nicht tötet – über Risiken und Nebenwirkungen der Unstatistik». (von Thomas Bauer, Gerd Gigerenzer und Walter Krämer. Campus, 2014. 211 S. Fr. 24.90/€ 17.–.
Den Hinweis auf dieses Thema verdanken wir der Website www.infosperber.ch von Urs P. Gasche.
Ein Fünftel weniger Tote – das tönt beeindruckend, aber nur solange man die absoluten Zahlen nicht kennt, die in der Originalstudie auch genannt werden. An Prostata-Krebs starben von 162’000 Männern, die an der europaweiten Studie teilnahmen innerhalb von 13 Jahren 0,6 Prozent der Nicht-Getesteten und etwas weniger als 0,5 Prozent der Männer, die am Screening teilnahmen. Die absolute Reduktion beträgt also nur gerundet 0,1 Prozent, eine Winzigkeit im Vergleich zu den relativ gerechneten 20 Prozent.
Der eingangs zitierte Satz aus der SDA-Meldung enthält noch eine weitere krasse Ungenauigkeit. Bei der erwähnten Reduktion des Sterberisikos handelt es sich nämlich nur um das Risiko, an Prostata-Krebs zu sterben. Wenn man das weiss, sieht die Sache noch einmal ganz anders aus. Die Screenings haben nämlich eine Reihe unerwünschter Nebenwirkungen, namentlich Fehl- und Überdiagnosen, die ebenfalls mit Risiken behaftet sind. «Auf jeden Mann weniger, der dank der Diagnose Prostatakrebs stirbt, kommen 27 Männer, welche unnötig operiert oder bestrahlt werden, was zu Inkontinenz und Impotenz führen kann.» So fasst Gerd Gigerenzer den Unsinn der Statistiken rund um Prostata-Screeenings zusammen.
Der Berliner Psychologe knöpft sich seit 2012 zusammen mit seinen Professorenkollegen, dem Bochumer Ökonomen Thomas Bauer und dem Dortmunder Statistiker Walter Krämer jeden Monat eine «Unstatistik des Monats» vor und reduziert sie auf die nackten Tatsachen. Und die liegen oft am anderen Ende der Wahrheitsskala.
Weitere Beispiele sind zu finden auf www.unstatistik.de
oder für Menschen, die den Unsinn mit Unstatistiken wirklich begreifen wollen, im Buch
«Warum dick nicht doof macht und Genmais nicht tötet – über Risiken und Nebenwirkungen der Unstatistik». (von Thomas Bauer, Gerd Gigerenzer und Walter Krämer. Campus, 2014. 211 S. Fr. 24.90/€ 17.–.
Den Hinweis auf dieses Thema verdanken wir der Website www.infosperber.ch von Urs P. Gasche.
05. Januar 2015
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