Deutschland hat zweimal Europa verwüstet, aber jetzt regt sich die ganze Nation auf, weil ihm ein griechischer Politiker den Stinkefinger gezeigt hat. Nur: Der Stinkefinger, den Günther Jauch dem griechischen Finanzminister vorgehalten hat, wurde in das Video einer Rede von Yanis Varoufakis aus dem Jahr 2013 hineinmontiert. Dies behauptete der Comedian Jan Böhmermann in der Sendung «Neo Magazin Royal». Er habe es selbst machen lassen.
Varoufakis erklärte in Jauchs Talksendung vergeblich, das Video sei eine Fälschung. Die Macht des (getürkten) Bildes war zu stark.
Möglicherweise hat Jauch nichts von dem Fake gewusst; aber der diplomatische Schaden, den der hochbezahlte Fernsehmann angerichtet hat, ist immens.

Ob die Stinkefinger-Sequenz nun richtig oder falsch ist, bleibt fraglich. Böhmermann hat zumindest gezeigt, dass es möglich ist.
Die Ablenkung auf den Stinkefinger dürfte vielen gelegen kommen. Jetzt geht es nicht mehr um die Fakten der Schuldenkrise, sondern wie darüber geredet wird.
In der Bild-Zeitung, die den angeblichen Stinkefinger medial hochgekocht hat, ist kein Wort der Entschuldigung zu lesen. Sie konzentriert sich lieber darauf, was Böhmermann sonst noch gefälscht haben könnte. (Hier eine Übersicht).

Hier gehts zum Video: https://www.youtube.com/watch?v=wmGYbeywqC8

Mehr dazu: http://derstandard.at/2000013237589/Griechenland-Wenn-Fake-und-Fake-die-Wahrheit-ergibt