Liebe Zeitpunkt-Leserinnen und -Leser

Vor 17 Jahren fuhr ich mit meinem Geschäftspartner im philosophischen Atelier Pantaris spätnachts und in strömendem Regen von den Solothurner Filmtagen zurück nach Biel. Wir sprachen über spannende Filme und die spezielle Ambiance in Solothurn. Wir waren guter Dinge.

Und plötzlich stand die Frage im Raum: Warum gibt es eigentlich Film-, Literatur- oder Fototage, aber keine Philosophietage?
Das Ding war angerichtet; bereits im November 2001 («nine eleven»!!) starteten die ersten Bieler Philosophietage mit dem Thema «Philosophie und Psychologie – eine Gratwanderung». Und das Echo war gut: Das Konzept verfing, Menschen aus dem französischsprachigen Sprachraum mit deutschsprechenden an der Sprachgrenze zusammen zu bringen. Auch die Idee, das Publikum in Ateliers voll in die Debatten einzubauen, haute hin. Die Verbindung von Philosophie mit bildender Kunst, Theater, Film, Literatur kam zudem ganz offensichtlich einem Bedürfnis entgegen. Angst vor der Philosophie? In Biel nie! Philosophie wurde ohne jede Trivialisierung «handgreiflich». Wir wollten zudem Menschen an einen Tisch bringen, die sonst in der Öffentlichkeit kaum je gemeinsam aufgetreten wären. Natürlich mussten dafür «Übersetzungsleistungen» erbracht werden, natürlich waren alle Publikationen zweisprachig. Doch das lohnte sich: Daniel Ramirez, Christoph Helferich, Nicole D. Schmidt, Daniel Hell, Carola Meyer-Seethaler, Pierre-André Stucki, Wolfgang F. Haug, Annegret Stopczyk, Oskar Negt, G. Lipovetsky, Gerd B. Achenbach, Chr. Arnsberger, B. Crettaz, Annemarie Pieper, Günter Figal, Hans-Martin Schönherr, Ekkehard Martens, Konrad Paul Liessmann, Bernard Maris, Catherine Vidal, Siegfried Reusch, Jean Naudin, Dieter Birnbacher, Eduard Käser, Ursula Pia Jauch, Adèle Thorens Goumaz oder Florence Burgat sind nur einige der Personen, die gerne, begeisternd und begeistert nach Biel kamen. Die Themen kreisten ums Geld, die Kunst, Tierethik, Zeit, ums Wohnen, die Religion oder die Bildung.

Diesen November steht nun die vom iranischen Schriftsteller Navid Kerami, Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, aufgeworfene Frage zur Debatte: «Wer ist Wir?». Wir freuen uns darauf wie auf die ersten Bieler Philosophietage vor 16 Jahren. Vom 16. bis zum 19. November werden rund um die Altstadt Biel Veranstaltungen dargeboten, von denen wir damals während der Autofahrt von Solothurn nach Biel nur träumen konnten.

Die Bieler Philosophietage sind für die Leserschaft des Zeitpunktes «ein Muss». Intelligente Optimistinnen und konstruktive Skeptiker sind unser liebstes Publikum. Nicht zuletzt deshalb bieten wir Ihnen auch einen Rabatt auf den Bieler Philopass (quasi ein GA für alle Veranstaltungen) von 10 CHF an. Nutzen Sie die Gelegenheit, der Charme der zweisprachigen Stadt Biel wird sie zweifellos bezaubern.

Wir freuen uns und sind gespannt!
Markus Waldvogel
Mitbegründer der Bieler Philosophietage, www.philosophietage.ch

Die Zeitpunktleser/innen erhalten den Philopass (= umfasst alle Veranstaltungen) für 65 anstatt 75 Franken!

 

Programm der Bieler Philosophietage 2017
Donnerstag, 16. November 2017

Restaurant St. Gervais (le Singe)
19.30 – 22.00
Philosophy Slam (bilingue) mit SRF Kultur

Freitag, 17. November 2017
Filmpodium Biel / Bienne
19.30 – 21.30
«Un Juif pour l’exemple» von Jacob Berger. Diskussion mit dem Regisseur!

Samstag, 18. November 2017
Stadttheater Biel (Simultanübersetzung)
09.00 – 09.10
Begrüssung
9.10 – 10.00
Ursula Renz: Das Ich im Wir
10.20 – 11.10
Alain Renaut et Marie-Pauline Chartron: La fragilité du Nous.
11.30 – 12.20
Hartmut Rosa: Weltreichweitenvergrösserung und Weltverlust – die Dialektik von Resonanz und Entfremdung

14.00 – 15.30
Atelier 1: Die Welt zum Singen bringen. Ursula Renz und Hartmut Rosa im Gespräch mit Angelica Baum und Markus Waldvogel
Atelier 2: Justice, sphère privée et genre. Alain Renaut et Marie-Pauline Chartron en discussion avec Marc-André Weber. Modération: Gauthier de Salis
16.00 – 17.30
Atelier 3: Das «digitale Wir» erschaffen. Adrienne Fichter und Adrian Rauchfleisch im Gespräch mit Markus Christen
Atelier 4 : Das «Wir» der Paraden. Yann Laville, Thomas Giudici. Modération: Heinz Salvisberg et Rolphe Fehlmann
19.30 – 22.00
Les Caves: Ausklang des Tages

Sonntag, 19. November 2017
Farel Saal, 10.00 – 11.30
Julian Sartorius, Schlagzeuger und Klangforscher. Konzert und Gespräch über Grenzen der Sprache und der Musik.
Abschluss und Aperitif