Wo immer Vogelgrippe herrscht

Peter Berthold gehört zu Deutschlands beliebtesten Professoren. Der ehemalige Direktor des Max-Planck-Instituts für Ornithologie gewinnt die Herzen durch sein unermüdliches Werben für die Vogelwelt und kann zur Freude seiner Fans auch gleich noch die passenden Vogelstimmen imitieren.

Kürzlich war er Gast in der ARD-Talkshow «3 nach 9» und begeisterte seine Zuschauer für Zugvögel, sprach von deren ungeheurer Flugleistung und Überlebensstrategien. Doch genau diese Vögel stehen im Verdacht, die Vogelgrippe in Westeuropa einzuschleppen. «Das ist etwas, was uns vorgegaukelt wird», antwortete er auf die entsprechende Frage der Moderatorin. «Wenn das stimmen würde, wäre der Weg von Ostasien zu uns gepflastert mit erkrankten Vögeln. Das ist aber nicht der Fall.»
Die kranken Vögel kommen nicht geflogen, sondern tauchen regelmässig in geschlossenen Anstalten auf, «wo man dann Zehntausende umbringen muss».

Inzwischen vermuten seriöse Wissenschaftler, so Berthold, dass das Virus durch Vogeltransporte aus Ostasien eingeführt wird. Und zwar durch Speisevögel. Bestes Beispiel sind die Unmengen asiatischer Gänse, die hier zu Weihnachten billig angeboten werden. Sie kommen aus «Giga-Massenhaltungen» mit katastrophalen hygienischen Bedingungen. «Dort herrscht immer Vogelgrippe und ab und zu kommt sie dann auch zu uns. Die Zugvögel sollte man absolut in Schutz nehmen und sich in Zukunft vielmehr jene Institute genauer anschauen, die uns immer die Geschichte von den Zugvögeln erzählen.» Just als Peter Berthold über die «wahren Zusammenhänge» zu sprechen anhob, brach Moderator Giovanni di Lorenzo, hauptberuflich Chefredakteur der Zeit, das Gespräch ab. Wahrheit braucht Mut – und den hat Peter Berthold bewiesen.